Beschreibung
Der Neubau des SOS-Kinderdorfs bündelt bisher im Stadtgebiet verteilte Funktionen und schafft ein neues städtisches Zentrum für alle Bewohner der Umgebung. Das neue Kinderdorfzentrum besteht aus fünf 2-geschossigen Gebäudeteilen. Drei freistehende Neubauten sind um einen zentralen Platz mit einer alten ausgewachsenen Eiche angeordnet, dem Zentrum des Campus, und über Brücken im Obergeschoss miteinander verbunden. Sie beherbergen das Pädagogische Zentrum, eine Kindertagesstätte sowie ein Mehrgenerationenhaus. Direkt angeschlossen ist ein großer öffentlicher Kinderspielplatz. Zwei weitere Gebäude, in denen die Kinderdorffamilien wohnen, liegen etwas abgeschirmter auf einem separaten Grundstück. Sie sind um einen gemeinsam genutzten Innenhof angeordnet.
Ziel
Seit 2009 hat das SOS-Kinderdorf Düsseldorf seinen festen Platz im Düsseldorfer Stadtteil Garath. Um dem wachsenden Zuspruch gerecht zu werden, wurde der kleine Stadtteiltreff mit Kindertagespflege und Veranstaltungsraum im Laufe der Jahre immer wieder um weitere Nutzungen und Räumlichkeiten ergänzt – mit der Folge, dass der Standort sich nach und nach zerstreute und seinen Zusammenhang verlor. Mit dem Neubau wurden nun ein Großteil der Funktionen an einem zentralen Ort gebündelt und weitere ergänzt. Gleichzeitig sollte mit dieser Quartiersentwicklung der sehr heterogene Stadtteil Garath sozial gestärkt werden. Das Ensemble (Mehrgenerationenhaus, Pädagogisches Zentrum, Café) steht allen Bewohnern der Umgebung offen und wird auch sehr gut angenommen.
Herausforderungen
Ein starker Fokus lag auf der Teilhabe – in der offenen Beziehung von innen nach außen. Das SOS-Kinderdorf hat sehr sensible und schützenswerte Bereiche, nämlich die Wohnbereiche der SOS Familien, die sich um einen geschlossenen Innenhof orientieren. Gleichzeitig sollte sich das Ensemble für den ganzen Stadtteil öffnen. Dies ist durch die Anordnung mit Marktplatz und dem Baum als Zentrum und den offenen Durchgängen sehr gut gelungen. Alle Gemeinschaftsbereiche mit öffentlicher Funktion wie Kita, Mehrgenerationenhaus mit Stadtteilcafé und pädagogisches Zentrum ordnen sich um dieses natürliche Herz. Eine bauliche und logistische Herausforderung war es, die alte, prominente Eiche zu erhalten, zu umplanen und auch durch die jahrelange Baustelle nicht zu beeinträchtigen.
Kooperationen
Vom Gewinn des Wettbewerbs bis zur Fertigstellung wurde der Bauherr und Nutzer, das SOS-Kinderdorf, aber auch die Kitaleitung und Einrichtungsleitung des Pädagogischen Zentrums eng in die Planung mit eingebunden. Wöchentliche Workshops hatten integrativen Einfluss auf die Planung. Dies hatte zum Beispiel zur Folge, dass die Büroflächen sehr klein gehalten sind und die attraktivsten Bereiche für die öffentlichen und sozialen Nutzungen vorgesehen wurden. Ein Highlight für alle Beteiligten war, als die Kinder, die in die Wohngruppen ziehen sollten, ihre eigenen Zimmer individuell einrichten durften.
Mehrwert
Das SOS-Kinderdorf ist nicht nur Wohnort für die SOS Familien, sondern öffnet sich dem gesamten Quartier: Eine öffentliche Kita, das Stadtteil-Café im Mehrgenerationenhaus mit kulturellem und Bildungsangeboten und das Pädagogische Zentrum sind für alle Düsseldorfer offen, ebenso der große Spielplatz. Der Platz mit der Eiche und der radialen Sitzbank ist öffentlicher Raum und lädt zum Verweilen und zur Kommunikation ein. Es besteht eine fußläufige Verbindung zwischen der belebten Fußgängerzone und dem neuen Zentrum mit Kinderspielplatz. Das Kinderdorf mit seiner auffallenden und nachhaltigen Holzfassade sticht positiv aus dem sozial eher benachteiligten Stadtteil heraus. Ein soziales und städtebaulich, architektonisches Highlight mitten im sozialen Brennpunkt.
Besonderheit
Die öffentlichen Flächen bestechen durch eine hohe Transparenz und große, bodentiefe Fensterflächen. Hier gibt es keine Hindernisse, weder physisch noch visuell. Im Erdgeschoss herrscht ein direkter Innen-Außenbezug (Kita, Pädagogisches Zentrum, Mehrgenerationenhaus mit Café). Die Bereiche sind nicht nur durch Brücken in den Obergeschossen verbunden, sondern vor allem durch die zahlreichen Sichtbeziehungen zwischen allen Baukörpern und Funktionsbereichen. Es gibt weiterhin große Öffnungen zwischen Erd- und Obergeschoss, die Sichtkontakte über verschiedene Ebenen zulassen. Bei der Planung wurde viel Wert auf Gemeinschaftsflächen und offene Bereiche gelegt, während die Büroflächen relativ klein gehalten wurden. Der Fokus liegt hier ganz klar beim Bauen für die Gemeinschaft.