Olga-Areal in Stuttgart-West

2. Platz / Urbanes Flächenrecycling

Beschreibung

Das Olga-Areal befindet sich inmitten des Stadtbezirks Stuttgart-West. Dabei handelt es sich um einen attraktiven Wohn- und Dienstleistungsstandort in zentraler Lage. Des Weiteren befindet sich südlich davon der Eingang zur Elisabethenanlage, einer wichtigen Grünanlage im Westen der Stadt. Im Mai 2014 ist das Olgahospital aus dem Stadtbezirk Stuttgart-West in das Klinikum Stuttgart-Mitte umgezogen. Durch den Rückbau und der Baufeldfreimachung des ehemaligen Krankenhausareals mit seiner nüchternen Nachkriegsarchitektur ergab sich die Chance, ein urbanes Quartier mit einem zukunftsweisenden Programm sozial integriert, parzelliert, nutzungsorientiert und konzeptionell vielfältig zu planen und mit den interessierten und bauwilligen Bürgern vor Ort nachbarschaftswirksam zu gestalten.

Ziel

Das übergeordnete Ziel der Stadt Stuttgart ist, die Neuversiegelung von Böden zu vermeiden und eine nachhaltige Innenentwicklung zu stärken. Durch das Flächenrecycling des ehemaligen Krankenhausareals entsteht ein neues, urbanes Wohnquartier. Das Grundstück wurde parzelliert und an private Bauinteressenten veräußert. Ziel ist es, auf 4 Baufeldern durch Bauträger und Baugemeinschaften insgesamt 224 Wohneinheiten zu realisieren. Dabei werden unterschiedliche Zielgruppen angesprochen. 50 % der Wohneinheiten entstehen im geförderten Wohnungsbau (Sozialmietwohnungen, Wohnungen für mittlere Einkommensbezieher, preiswertes Wohneigentum). Neben Wohnen entstehen auf dem Areal ein Lebensmittelmarkt, eine Kindertagesstätte, ein Nachbarschafts- und Familienzentrum sowie kleinteilige Gewerbeeinheiten.

Herausforderungen

Durch die innerstädtische Lage mit dicht angrenzender Wohnbebauung gestaltete sich der Rückbau der Gebäude und die Baureifmachung der Fläche als große Herausforderung. Vor Beginn der Rückbauarbeiten wurden gebäudeorientierende Schadstoffuntersuchungen durchgeführt und vorhandene Schadstoffe ausgebaut. Während des Rückbaus mussten umfangreiche Emissionsschutzmaßnahmen (Staub, Lärm) umgesetzt werden. Ferner bestand auf dem Gesamtareal Kampfmittelverdacht, so dass jeder Eingriff in den Untergrund sicherheitstechnisch begleitet wurde. Ein Teil der Altgebäude musste aus statischen Gründen auf dem Areal belassen und gesichert werden. Des Weiteren musste während der Gesamtmaßnahme eine Grundwasserhaltung betrieben werden, da die Bestandsgebäude teilweise bis zu 3-geschossig unterkellert waren.

Kooperationen

Die Regeln zur Planung und Umsetzung des Projekts definiert die GRDrs 284/2014. Es fanden mehrstufige Konzeptverfahren mit Vergabezielen für Bauträger wie auch für Baugemeinschaften statt. Die Planung, Ausschreibung und Überwachung des Rückbaus und der Baufeldfreimachung wurden von der Arcadis Germany GmbH in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Stuttgart und den beteiligten Behörden durchgeführt. Hierzu gehört das Amt für Liegenschaften und Wohnen, Heustraße 1, 70174 Stuttgart sowie das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung. Auch der Austausch mit Bürgervertretern sowie den künftigen Bauträgern trug zum guten Gelingen des Projekts bei.

Mehrwert

Durch den Rückbau des ehemaligen Olgahospitals wurde dem Bezirk Stuttgart-West ein attraktives Areal zurückgegeben. Einen großen Beitrag zur Aufenthaltsqualität leistet die in der städtebaulichen Planung vorgesehene Grünfläche von rund 4.000 m². Innovative Mobilitäts-, Energie- und Infrastrukturkonzepte sollen ein vorbildlicher Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des Stuttgarter Westens sein. Des Weiteren bedeutet städtebaulich die neue Raumkante ein Stück Stadtreparatur im Sinne der gründerzeitlichen Blockstruktur – das Quartier fügt sich auch in Bezug auf die Gebäudehöhen nahtlos in die Nachbarschaft ein, die zuvor vom zeilenförmigen Hochhaus des Krankenhauses dominiert wurde. Hiervon profitieren die Anwohner des Quartiers, die direkten Anwohner sowie das erweiterte Umfeld.

Besonderheit

Die Konversion des ehemaligen Krankenhausareals in ein neues Stadtquartier ist ein Paradebeispiel für die gelungene, nachhaltige Innenentwicklung und Vorbild für weitere, zukünftige Projekte der Stadt Stuttgart. Das Projekt ist sowohl thematisch als auch prozessual für Stuttgart ein Prototyp im Hinblick auf die künftige Quartiersentwicklung auf städtischen Arealen. Die Realisierung eines Gebäudes im Holzbau sticht auf dem Olga-Areal besonders heraus.