Oberhaus

Beschreibung

Ein Hochhaus am Hauptbahnhof Oberhausen: Zwölf Stockwerke, 82 Wohnungen – verschrien als „Problemhaus“ in der ohnehin strukturschwachen City. Das Kunst- und Architekturkollektiv KITEV tritt der Stigmatisierung von Immobilie und MieterInnen entgegen – zusammen mit der Eigentümerin, der Wohnungsbaugesellschaft VONOVIA, und BewohnerInnen (mit und ohne Fluchterfahrung) des „Oberhauses“, wie wir es nennen. Gemeinsam arbeiten wir am Konzept der „vertikalen Quartiersentwicklung“. Bereits Hand in Hand realisiert: die Renovierung von vier Wohnungen und die Belebung eines Ladenlokals im Erdgeschoss, getauft auf den Namen „Unterhaus“. Außerdem leuchtet auf dem Dach seit Kurzem eine vielbeachtete und -diskutierte Kunstinstallation, die das Oberhaus zurück ins städtische Bewusstsein rückt.

Ziel

Das Projekt soll die Wahrnehmung des Oberhauses und seiner BewohnerInnen in der Öffentlichkeit verändern und auf das gesamte Quartier ausstrahlen– im Großen wie im Kleinen. Wir glauben daran, dass das jeder Mensch, unabhängig von sozialem Status und Herkunft, unterschiedliche Fähigkeiten mitbringt, die innerhalb der Hausgemeinschaft zum Tragen kommen können. Darüber hinaus dient das vormals leerstehende Ladenlokal im Unterhaus BewohnerInnen und Initiativen bereits heute als Treffpunkt zur Auslebung von Kreativität und Engagement – hier kommt zusammen, wer für eine offene (Stadt-)Gesellschaft eintritt. Seit Dezember 2018 leuchtet in großen Lettern auf dem Dach des Oberhauses eine Installation, die die unsere Intention und Botschaft zusammenfasst: „Vielfalt ist unsere Heimat – Glück auf!“

Herausforderungen

In der allgemeinen Öffentlichkeit wurde das Hochhaus jahrelang als Problemzone angesehen, und samt seiner Bewohner stigmatisiert. Dem wollen wir entgegenwirken und mit den Ergebnissen überraschen. Wir wollen zeigen, man mit kleinen Ideen, Aktionen und Eingriffen im Kern viel erreichen kann. Menschen benötigen ein Gefühl der Wertschätzung und die Möglichkeit zur Selbstbestimmung. Dann sind auch sie bereit, Verantwortung zu übernehmen und im Gegenzug ihre Umgebung wertzuschätzen. Das Hochhaus soll in Zukunft nicht mehr als Brennpunkt gelten, sondern als Mehrwert für die lokale Umgebung wahrgenommen werden. Hier ein kleiner Einblick: https://vimeo.com/220135888.

Kooperationen

Das Projekt ist durch eine enge Partnerschaft mit der Immobilienfirma Vonovia geprägt, die sich sehr offen für unsere Ideen zeigt und mutig an der Umsetzung mitwirkt. Langfristig möchten sie das Projekt im Rahmen der 'Vertikalen Quartiersentwicklung' auf andere Immobilien der Nachkriegsmoderne übertragen und das Oberhaus weiter als Pilotprojekt unterstützen. Das Ladenlokal „Unterhaus“ wird mittlerweile von vielen Initiativen aus dem Quartier genutzt. Entstanden ist ein diverses Programm von Filmvorführungen, Vorträgen, Malkursen, Frauencafé, Kneipenabenden, Konzerten bis hin zur „Küfa“ – Küche für Alle. Von diesen Angeboten profitieren nicht nur die Bewohner*innen des Hochhauses, sondern auch die des gesamten Viertels: https://vimeo.com/196968570.

Mehrwert

Von dem Projekt profitieren BewohnerInnen, das umliegende Quartier und die gesamte Stadt Oberhausen. In Zeiten, in denen die Angst vor dem Unbekannten stetig wächst, wird hier der direkte Kontakt zwischen Menschen unterschiedlichster Herkunft gefördert. Durch die offene Arbeitsweise kann jeder seine eigene Fähigkeit einbringen und so zur Gestaltung beitragen. Dabei entstehen Ergebnisse, die auch uns immer wieder überraschen. Als ein Beispiel hierfür kann der Wunsch nach einem Concierge für das Oberhaus genannt werden – eine Idee, die unsere Partnerin Vonovia nun aufgreifen möchte. Rund um das Oberhaus zeigt sich, wie man Angst abbauen, aufeinander zugehen und profitieren kann in einem Projekt, dass sich durchaus als Modell für viele andere stigmatisierte Hochhäuser im Revier eignet.

Besonderheit

Zahlreiche Projekte der sozialen Quartiersentwicklung folgen einem strengen Masterplan, werden hierarchisch von oben nach unten entwickelt und von Außenstehenden realisiert. Diese Herangehensweise erstickt viele Potenziale im Keim, lässt keinen Spielraum für neue Ideen und verstärkt mitunter das Geber vs. Hilfsempfänger-System. Unser Lösungsweg kehrt dieses System um. Wir entwickeln Haus und Quartier von unten nach oben, legen das Ergebnis in die Hände der Betroffenen. Langfristige Entwicklungen lassen sich nicht voraussagen, Geschichten lassen sich nicht übermalen. Wir aber leisten größtmögliche Unterstützung, geben den Spielraum, Ideen zu entfalten und diese umzusetzen. So werden Probleme von innen heraus gelöst. Es entsteht Raum, um neue Geschichten zu erzählen und Bilder zu gestalten.