Beschreibung
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe plant für das LWL-Freilichtmuseum Detmold den Neubau eines Eingangs- und Ausstellungsgebäudes. Wesentliche Aufgabe des Museumsneubaus ist die didaktische Vermittlung bauökologischer Zusammenhänge im historischen Kontext des Freilichtmuseums. Dabei ist das Gebäude Ausstellungshülle für historische und erlebbares Anschauungsobjekt für innovative, ökologische Baukultur zugleich. Rund 5.000 Quadratmeter BGF wird der Neubau umfassen, auf ca. 900 qm werden hochkarätige Sonderausstellungen gezeigt. Das Museum soll als ein Leuchtturmprojekt des nachhaltigen Bauens errichtet werden und Möglichkeiten aufzeigen, wie öffentliche Bauten diesem hohen Anspruch gerecht werden können. Angestrebt wird die höchste Bewertungsstufe der DGNB mit Platin-Zertifikat.
Ziel
Mit dem Neubau des LWL-Freilichtmuseums wird eine neue Generation eines CO2-neutral-bilanzierten Museumsbaus entwickelt. Aus ihrer Funktion heraus sind Museen häufig ressourcen- und emissionsintensiv, die Erschließung energetischer Potenziale bei der Errichtung und dem Betrieb von Museen steht bisher wenig im Fokus. Der Neubau in Detmold ist einer der ersten Museumsbauten mit einem ganzheitlich nachhaltigen Konzept. Die kreislaufgerechte Verwendung nachwachsender oder recyclierter Rohstoffe wie Holz, Stroh und Lehm sowie eine intelligente Gebäudestruktur und Gebäudekonstruktion sind dahingehend optimiert, dass die anlagentechnische Unterstützung ohne Einschränkung des klimatisch-konservatorischen Standards minimiert werden kann. Der Energiebedarf wird vor Ort regenerativ gedeckt.
Herausforderungen
Ziel ist eine maximale Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Basis des, in seiner Lebenszyklusbetrachtung CO2-neutral-bilanzierten Gebäudes, ist die Wahl primärenergiearmer, recyclebarer Baustoffe sowie ein auf die Nutzung optimiertes Energiemanagement. Wesentliche Bausteine sind: - Tragende Stampflehmwände mit Ressourcenverfügbarkeit aus der Baugrube - Leim- und stahlfrei verbundene Vollholzlamellenträger mit Spannweiten bis 13m - Entwicklung von neuen ressourcenärmeren Betonrezepturen - Regenwassernutzung für WC- Anlagen und Kühlung - Passive Zulufttemperierung über Erdkanäle und adiabate Kühlung - Geothermisch gespeiste Bauteilaktivierung - Stromversorgung der Wärmepumpen durch eine 3.300 m2 große Photovoltaik-Anlage - Fortwährend selbstoptimierendes Energiemanagement mittels KI
Kooperationen
Eigentümer ist der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des LWL, welcher zusammen mit dem Freilichtmuseum als Nutzer und einem komplexen Planungsteam höchste Anforderungen an nachhaltiges Bauen sowie Nutzungsflexibilität und -vielfalt umsetzen möchte. Dabei wird die Planung innovativer Bautechniken durch ein zweistufiges Forschungsprojekt mit dem Titel "ECOSIGHTS – NACHHALTIGES MUSEUM DETMOLD" zur Entwicklung von architektonischen und bauklimatischen Maßnahmen zum Bau und Betrieb nachhaltiger Museen begleitet. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert den innovativen Ansatz des Projekts. Als wichtiger Baustein der Kulturlandschaft in Ostwestfalen-Lippe wird das Projekt zudem im Rahmen der Städtebau- und Kulturförderung sowie der REGIONALE 2022 mit dem Titel "UrbanLand" gefördert.
Mehrwert
Das Museum bietet eine ideale Voraussetzung für eine sozialwissenschaftliche Projektbegleitung im Rahmen der ,,Museumspädagogik" die sich inhaltlich auf die Nachhaltigkeitskommunikation (u.a. ressourcenschonendes Bauen, kontemporäre Baukultur, nachhaltiger Gebäudebetrieb, Nutzung von regionalen Baumaterialien, Umgang mit Ressourcen) konzentriert. Mithilfe von pädagogischen Maßnahmen wird ein differenziertes Nachhaltigkeitsbewusstsein und -handeln bei den Besuchern gefördert. Mit digitalen Methoden werden ingenieur-, natur- und geselIschaftswissenschaftliche Themen greifbar und ,,erlebbar" gemacht. Das Museumsgebäude selbst wird dabei im Sinne des Cradle-to-Cradle-Prinzips zum Anschauungsobjekt zukünftigen Bauens. Der Mehrwert der Nachhaltigkeit wird so breit in die Öffentlichkeit getragen.
Besonderheit
Traditionsbehaftete Bauweisen berücksichtigten regionale, nachwachsende Rohstoffe. Diese nahezu „fertigen Baustoffe“ wurden ressourcenarm aufbereitet. Mit Einzug der Industrialisierung sind überregional künstliche Baustoffe für eine stetig wachsende Bauindustrie erzeugt worden, mit großen Belastungen für Klima und Umwelt. Eine Rückbesinnung auf „historische“ Baustoffe im kontemporären Bauen ist notwendig. Mit dem Neubau wird aufgezeigt, dass diese Rohstoffe und Konstruktionen unter Einbezug industrieller Herstellungsprozesse einen wesentlichen Beitrag zum nachhaltigen Bauen leisten können. Gleiches gilt für die Nutzung von, vor Ort existierenden regenerierbaren Energiequellen. Mit dem Neubau soll ein in jeder Hinsicht herausragendes Gebäude für die Baukultur in Deutschland entstehen.