Beschreibung
Vom Unort zum lebendigen Mittelpunkt – der Düsseldorfer Gustaf-Gründgens-Platz war lange ein abschreckendes Beispiel für die Irrtümer der autogerechten Stadt. 1992 präsentierte Christoph Ingenhoven erstmals seine Idee einer groß angelegten Stadtreparatur. Daraus entstand das Projekt „Kö-Bogen“, welches die Revitalisierung eines urbanen Raums anstrebte, der noch bis 2013 von einer Hochstraße dominiert wurde. Das Teilprojekt „Kö-Bogen 2“ bildet den vorläufigen Abschluss dieser Maßnahme. Es umfasst die Neugestaltung des Gründgens-Platz als lebenswerten Freiraum sowie ein zweiteiliges Geschäftsensemble, welches den Platz im Süden begrenzt. Beide Gebäudeteile bilden mit ihren abgeschrägten Grünfassaden ein Panorama für die nebenstehenden Architektur-Ikonen Dreischeiben- und Schauspielhaus.
Ziel
Das Ziel ist der erfolgreiche Abschluss eines Düsseldorfer Stadterneuerungsprojektes, um das sich ingenhoven architects durch Studien, städtebauliche Entwürfe und Bauprojekte seit Jahren bemühten. Folgendes soll erreicht werden: Die qualitative Aufwertung des zuvor brachliegenden Gustaf-Gründgens-Platzes. Die Verbindung des Stadtraums zwischen Jan-Wellem- und Gustaf-Gründgens-Platz. Die Nutzung der Chance, die sich durch die Verlagerung des bisher oberirdischen Verkehrs in einen Tunnel ergibt. Die harmonische Integration des Neubaus in den umliegenden Baubestand. Die Akzeptanz des Platzes als neues Herz in der Innenstadt durch ingenhoven architects. Die Verfolgung eines ökologischen Gesamtkonzeptes.
Herausforderungen
Die Neugestaltung des Übergangsbereichs zwischen Schadowstraße, Gustaf-Gründgens-Platz und Hofgarten war aus mehreren Gründen eine Herausforderung. Die Ausgangssituation beinhaltete sehr gegensätzliche Bereiche – die klassische Blockrandbebauung der Einkaufsmeile Schadowstraße im Süden des Platzes, die Parkkulisse des Hofgartens im Norden und die beiden freistehenden Architektur-Ikonen Schauspiel- und Dreischeibenhaus. Eine herkömmliche Bebauung im Bereich des Kö-Bogen 2 kam nicht in Frage. Die einmalige Gebäudeform ist aus rein städtebaulichen Überlegungen entstanden und nimmt Bezug auf die bestehenden Gebäude – sie tritt nicht in Konkurrenz zu ihnen, sondern setzt sie in Szene. Dem betonierten Platz musste u.a. durch Bauminseln und ein neues Nutzungskonzept Leben eingehaucht werden.
Kooperationen
Die erfolgreiche Reaktivierung dieses Stadtraums als neues Zentrum wird nur möglich, durch die sehr enge Zusammenarbeit von Architekten, Stadt und Bauherren. ingenhoven architects belegten 2014 im Rahmen eines internationalen Städtebauwettbewerbs mit ihrem Entwurf den ersten Platz. 2017 folgte in einem öffentlichen Vergabeverfahren der Zuschlag für die Dach- und Fassadensanierung sowie die Sanierung der öffentlichen Bereiche des benachbarten Schauspielhauses. Dadurch konnten die Architekten nicht nur mit den Bauherren der Landeshauptstadt Düsseldorf, sondern auch mit der Neue Schauspiel GmbH und Düsseldorf Schadowstraße 50/52 GmbH & Co. KG (Centrum GmbH + B&L Group) zusammenarbeiten, um den Gründgens-Platz partnerschaftlich nachhaltig, wirtschaftlich, ökologisch und sozial aufzuwerten.
Mehrwert
Von dem Projekt profitieren Bürger*innen, Tourist*innen, die städtische Wirtschaft und das Klima. Das öffentliche Leben der Umgebung wird deutlich vitalisiert durch: Die Aufwertung des Platzes mit Bauminseln, Sitzmöglichkeiten, einem Wasserspiel und einem Glaspavillon für Theaterkasse, Café und Zugang zur neuen Tiefgarage. Die üppige Fassadenvegetation des Neubaus – sie dient als natürlicher Kältespeicher, spendet saubere und feuchte Luft und reduziert den Wärmeeffekt • Die sinnvolle Verknüpfung verschiedener Nutzungen des Kö-Bogen 2 wie Einzelhandel, Gastronomie, Büro und Naherholung. Die Nutzung des Dachs des dreiecksförmigen Gebäudes als öffentlichen Begegnungsort zum Sonnen, Erholen und Entspannen – hier werden sich auch Lebensmittelgeschäfte und Restaurants ansiedeln
Besonderheit
Die Neugestaltung des Gustaf-Gründgens-Platz bedeutet nicht weniger, als die Stadt mit sich selbst zu versöhnen. Es geht nicht darum, eine historische Rekonstruktion anhand der vormaligen Straßenzüge vorzunehmen, sondern „die Stadt zu Ende zu denken“. Der Kö-Bogen 2 antwortet mit seinen Höhen individuell auf die jeweiligen Bestandssituationen. Die extravagante Gebäudeform hebt sich deutlich von der umliegenden Blockrandbebauung ab und ist rein aus der Situation geboren worden – der Stadtraum wird erweitert und schafft zusätzliche Aufenthaltsorte. Die Idee von grüner Architektur wurde hier konsequent verfolgt und unterscheidet sich damit von herkömmlichen Architekturlösungen. Die Chancen stehen gut, dass dieses reaktivierte Zentrum als authentischer Ort von den Menschen angenommen wird.