Beschreibung
Das Wohnprojekt im fränkischen Petersaurach greift die regionale Tradition des Dreiseithofs auf und umschließt mit einem Gemeinschaftshaus und zwei Wohnhäusern die Gemeinschaftsfläche, während vor dem Ensemble ein Dorfplatz auch die Nachbarschaft integriert. Kubatur, Maßstab und Materialität greifen traditionelle Formen und Baustoffe auf und integrieren so das Bauprojekt trotz seines vor Ort noch visionären gesellschaftlichen Ansatzes. Der ökologische Aspekt des nachwachsenden Rohstoffes Holz als Baumaterial liegt auf der Hand: Holz leistet durch seine Speicherfähigkeit von CO2 in der Nutzungsphase einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz, lässt sich in der Region abbauen und vorproduzieren, was Wege spart und die lokale Wirtschaft unterstützt, und ist insgesamt ein lebendiger Baustoff.
Ziel
Mit dem Gemeinschaftswohnprojekt entsteht zunächst für die Bewohner ein Ort, der ihren Wunsch nach gemeinschaftlichem Leben auf hohem Niveau, was Raumästhetik und -funktionalität, Freizeitgestaltung und Naturerlebnis angeht, erfüllt. Zugleich entsteht für das Quartier und die Nachbarschaft, die als klassisches Neubaugebiet bislang über keinen örtlichen Mittelpunkt verfügte, ein neues Zentrum mit Einladungs- und Vorbildcharakter. Der Dorfplatz mit der Sitzbank unter der Linde lädt, ähnlich wie die Laubengangerschließung, zum Treffen ein und fördert den nachbarschaftlichen Austausch, gleiches bewirken der Kunsttherapieraum und die Praxis. Wir wollen umwelttechnisch und sozial verantwortungsvolle, zukunftstragbare Lebens- und Bauformen sowohl umsetzen als auch zur Diskussion stellen.
Herausforderungen
Unser Projekt liegt zum einen in einer kleinen ländlichen Gemeinde, zum anderen ist es per Bahn an die Großstadt Nürnberg angebunden. Hierdurch kann die entstehende Gemeinschaft, die Menschen mit und ohne Einschränkungen oder Migrationshintergrund, Familien und Singles zusammenführen will, als Prototyp für das neue, solidarische Leben auf dem Land begriffen werden. Gleichzeitig bietet das Projekt eine Antwort für die zunehmende Zahl an Menschen, die nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie die Großstädte verlassen und in einem ländlich-urbanen Miteinander wohnen und arbeiten wollen. So bringt das gemeinschaftliche Wohnprojekt gerade in ländlichen Gegenden mit eher familienzentrierter Lebensform einen Überraschungseffekt mit sich und kann zum Umdenken anregen.
Kooperationen
Die aus generationsgemischten und inklusiven Familien zusammengesetzte Bauherrenschaft gründete zur leichteren Abwicklung des Gemeinschaftsprojekts den Verein Lebensraum Petersaurach e.V.. Als leitendes Architekturbüro organisierten wir mit den Mitgliedern regelmäßige Workshops, in denen die Grundrisse erarbeitet, die Wünsche bezüglich der gemeinschaftlichen Flächen geklärt und die konkrete Nutzung der internen und externen Gemeinschaftsräume entschieden wurden. Gerade bezüglich der Wohnqualität mehrerer körperlich beeinträchtigter Kinder sowie der zukünftigen altersgerechten Nutzung der Wohneinheiten, aber auch der Außenraumgestaltung (Hochbeete, Schwimmteich etc) konnte so – auch unter Einbeziehung der engagierten Landschaftsarchitekten – auf die Bauherrenschaft eingegangen werden.
Mehrwert
Mit dem Gemeinschaftswohnprojekt entsteht zunächst für die Bewohner ein Ort, der ihren Wunsch nach gemeinschaftlichem Leben auf hohem Niveau, was Raumästhetik und -funktionalität, Freizeitgestaltung und Naturerlebnis angeht, erfüllt. Zugleich entsteht für das Quartier und die Nachbarschaft, die als klassisches „Neubaugebiet“ bislang über keinen örtlichen Mittelpunkt verfügte, ein neues Zentrum mit Einladungs- und Vorbildcharakter. Der Dorfplatz mit der Sitzbank unter der Linde lädt zum Treffen ein und fördert den nachbarschaftlichen Austausch. Kubatur, Maßstab und Materialität der Gebäude greifen traditionelle Formen und Baustoffe auf und integrieren so das Bauprojekt trotz seines vor Ort noch unüblichen und visionären gesellschaftlichen Ansatzes.
Besonderheit
Die Realisierung von Gemeinschaftsinnen- und -außenräumen, welche Angebote an die Haus-, Hof-, aber auch die Dorfgemeinschaft bieten, hat in der familien- bzw. individualorientierten Lebensweise mit klar hermetischer Architektur noch keine lange Tradition. Zu dieser Öffnung der Grenzen, die zum Teil mit einfachen Mitteln wie der Bank um die Dorflinde kommuniziert wird, kommen bei unserem Projekt die Aspekte des generationsübergreifenden, alters- und inklusionsgerecht barrierefreien Wohnens. Der Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit beim Materialeinsatz, der Bauabwicklung und der zukünftigen Haustechnik rundet das zeitgemäße Konzept ab. In einem architektonisch konservativen Umfeld wird das Projekt gerade durch das Wieder-Aufgreifen sozialer und naturnaher Traditionen überraschen.