Beschreibung
Die Struktur des aus 25 Einheiten bestehenden Wohnhaus mit Galerienutzung im Erdgeschoss besteht aus 6 Türmen, die sich vertikal und horizontal überschneiden. Jede Wohnung hat einen sehr hohen Raum und mehrere niedrigere Räume, die auch zwischen den Wohnungen gemeinsam genutzt werden können. Dieses einfache Prinzip ermöglicht unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten in Bezug auf Grösse und räumlicher Konfiguration. Der Gedanke des Zusammenwohnens soll nicht durch die Architektur erzwungen, sondern nur ermöglicht werden und flexibel auf individuelle Bedürfnisse und Absprachen reagieren können. Das Projekt wurde 2022 fertiggestellt.
Ziel
In unserem Zeitalter der digitalen Atomisierung wirkt die Idee der Kommune anachronistisch und vielleicht auch nostalgisch unerreichbar. In der realen Welt hingegen existieren wir weiterhin unter anderen Menschen - Seite an Seite im Zug, an verschiedenen Arbeitsplätzen von ungefähr gleicher Größe oder in der Schlange, die wir aus den verschiedensten Gründen bilden. Wir fragen also: Wie können wir anders zusammenleben? Um neue Möglichkeiten zu finden, haben wir ein Haus geschaffen, das nicht nur offen bleibt - sowohl für die Welt als auch für seine Bewohner*innen -, sondern durch die Art seiner Gestaltung auch das Potenzial hat, einen neuen Dialog mit den Gewohnheiten seiner Bewohnerschaft zu beginnen.
Herausforderungen
Die Architektur erzwingt weder das Zusammenleben noch das Teilen. Vielmehr erlaubt die Flexibilität der Struktur, private und gemeinsam genutzte Räume nach den individuellen Bedürfnissen zu gestalten. Die Bewohner*innen sind eingeladen, die traditionellen Grenzen zwischen sich und ihren Nachbar*innen neu zu verhandeln - und neue öffentliche Räume für gemeinsame Interessen zu erschließen. Ziel ist es, dass das Gebäude neue Wege der Verschmelzung und Begegnung findet und dazu auffordert, den Raum auf neue und andere Weise zu nutzen. So können an jeder Schwelle neue Beziehungen auf einer kleinen, aber wichtigen Ebene entstehen. Diese Überschneidungen sind kein symbolischer Teil des Plans, sondern schaffen reale Möglichkeiten für den Austausch zwischen Nachbar*innen.
Kooperationen
Entgegen „normaler“ Baugruppen wurde das Grundstück von Anfang an gemeinsam mit einer ersten kleinen Baugruppenkerngruppe von einem Privatverkäufer gekauft und dann gemeinsam weitere Mitglieder gesucht, die nicht über eine Plattform formiert wurden sondern alleine durch Mundpropaganda im Freundeskreis geworben wurden. Dadurch entstand ein Vertrauensverhältnis, das es ermöglichte über die normale Aufteilung hinaus zusammenzuarbeiten und Entscheidungen gemeinsam zu fällen. Mit verschiedenen Werkzeugen wurden die gemeinschaftlichen Ziele verhandelt und präzisiert. Dieses Prinzip galt auch für die anderen an der Planung beteiligten Akteure, insbesondere dem Architekturbüro schäferwendiger Projekt, die mit der Ausführung betraut waren als auch der Landschaftsarchitektin.
Mehrwert
Die Straße wird Teil des Hauses und ist Teil der Verhandlung, so dass jeder, der sich auf Straßenebene befindet, nicht nur in das Leben der Bewohner hineinschauen kann, sondern buchstäblich durch ihre Räume hindurch. Die ebenerdigen Fenster sind auch eine passende Metapher für die Transparenz und Offenheit der Wohnräume. In einer ähnlich einladenden Geste durchbricht die sägezahnförmige Anordnung der Türme die undurchdringliche Mauer der europäischen Blockstruktur, die das Öffentliche vom Privaten trennt. Die durchbrochene Linie von Kufu 142 lässt die Grenze verschwimmen und schafft einen Raum, der die Beziehung zur Straße verändert.
Besonderheit
Es gibt keine klaren Grenzen zwischen den Einheiten und keine Flure - daher kann der Wohnraum als ein Kontinuum gesehen und genutzt werden. So gibt es potenziell unendlich viele Möglichkeiten, sich durch das Gebäude zu bewegen und die Einheiten miteinander zu verbinden. Die Struktur fordert dazu auf, die gängigen Definitionen von Gemeinschaft zu überdenken. Auf diese Weise kann das gesamte Gebäude geöffnet werden, jeder Raum ist mit mehreren anderen verbunden, und die Bewohner*innen können wählen, wann, was und mit wem sie ihr Leben teilen wollen.