ecoPARK Jena

Nominierung / Ökologische Wirklichkeit

Beschreibung

Dass auch Logistik- und Produktionsgebäude für Industrieunternehmen ökologische Vorreiter sein können, beweist der ecoPARK Jena. Der nach KFW 40 EE geförderte Neubau des Firmensitzes der Kuroda Jena Tec besteht aus einer 5.000 m2 großen Produktionshalle sowie ca. 1.200 m2 Verwaltung und Sozialbereiche. Als modularer Holzbau – das gesamte Tragwerk ist CO2-positiv – ist das Projekt für diese Immobilienklasse außergewöhnlich. Neben der Kreislauffähigkeit vieler Baumaterialien ragt der komplett fossil-freie Betrieb heraus. Nach Übergabe des fertigen Baus im Januar wird im Frühjahr noch die PV-Anlage auf dem gesamten Dach installiert, die wiederum die Wärmepumpen zur Beheizung und Kühlung der Gebäude betreibt. Fassaden- und Dachbegrünung verbessern das Mikroklima und reduzieren Feinstaub.

Ziel

Es gibt nur wenige größere Produktions- und Logistikgebäude mit vollständiger Holzkonstruktion. Auch „fossile-free“ und Kreislauffähigkeit stehen in dieser Immobilienklasse noch ganz am Anfang. ecoPARKS will hier einen neuen Standard setzen und zeigen, was im CO2-sparenden Bauen bereits möglich ist. Ziel war es, echte Kreislauffähigkeit nach dem Cradle-to-Cradle-Gedanken umzusetzen, der das Gebäude als Rohstofflager betrachtet. Es sollte bewiesen werden, dass Industriebau mit umwelt- und gesundheitsverträglichen Materialien wirtschaftlich und konsequent umgesetzt werden kann. Städtebaulich und architektonisch war das Ziel, ein Gebäude schaffen, das sich in sein Umfeld einfügt, positive Impulse über seine Grenzen hinaus setzt und für Mitarbeitende zu einem attraktiven Arbeitsort wird.

Herausforderungen

Die Bau- und Immobilienbranche ist weltweit für 40 % der CO2-Emissionen und 60 % der Abfallproduktion verantwortlich. Ressourcenschonendes Bauen und Betreiben ist die große Herausforderung, der sich ecoPARKS mit seinem neuen Standard für diese Immobilienklasse stellt. Erstes Projekt dieses Standards ist der ecoPARK Jena – ein Gebäude als Wertstofflager. Angefangen beim hohen Vorfertigungsgrad (PreFAB) der eingesetzten Bauteile, die auf Basis einer vorherigen 3D-Planung des Gebäudes in der Fabrik hergestellt und unter geringem Aufwand platzsparend und damit nachhaltig transportiert wurden, wurde und wird massiv CO2 eingespart. Beispielhaft hierfür stehen die Vermeidung fossiler Energieträger im Betrieb und die Verwendung von recycelten Plastikflaschen für Fassaden und Dämmmaterial im Bau.

Kooperationen

Ohne Partnerschaften und kooperatives Handeln lassen sich keine guten Projekte realisieren. Einen guten und intensiven Austausch gab es nicht nur mit dem Nutzer, der sich sowohl von den Vorteilen des ganzheitlich-innovativen Energiekonzepts überzeugen ließ als auch davon, dass ein Gebäude mit Holzkonstruktion im Vergleich zu einem mit den klassischen Baustoffen Beton und Stahl eine gleiche oder gar höhere Wertigkeit hat. Offen und kooperativ war auch die Zusammenarbeit mit den beteiligten Partnern, deren Beitrag essenziell für den Erfolg des Projekts war, das mit DGNB-Gold zertifiziert wird. Zu nennen ist hier vor allem Ligna Systems, innovativer Lieferant der Tragstruktur, von dem das ecoPARKS-Team viel für dieses und künftige Projekte lernen konnte.

Mehrwert

Die PV-Anlage speist Strom ins städtische Netz, weil sie mehr produzieren wird, als das Gebäude braucht. Das CO2-neutrale Holztragwerk und der Ausschluss fossiler Energieträger sind klimaschonend. Dieser Mehrwert des Pionierprojekts erhöht sich noch durch den Lerneffekt für künftige Vorhaben. Der erste ecoPARK zeigt, wie nachhaltiges Bauen unter Einsatz von Innovation und bestehenden Technologien heute schon wirtschaftlich geht und was künftig möglich ist. Das standortgerechte, flexible Nutzungskonzept beugt mit hoher Drittverwendungsfähigkeit künftigen Leerständen vor, was das Objekt zusätzlich nachhaltig macht. Die hohe Qualität von Architektur und Materialien schafft einen Social Impact für Mitarbeitende, die sich im angenehmen Raumklima mit naturbelassenen Decken wohlfühlen können.

Besonderheit

Das Projekt zeigt, wie Holz als einziger CO2-positiver Hauptwerkstoff optimal eingesetzt werden kann. Das Gebäude wurde in 3D geplant, also komplett digital konstruiert. Aus diesem Building Information Model (BIM) konnten wichtige Daten an alle Beteiligten verteilt werden. So wurden die Erkenntnisse einer energetischen Gebäudesimulation in die TGA-Planung integriert und Daten für die PreFAB-Produktion der Bauteile ermöglichten einen maximalen Vorfertigungsgrad. Digitale Gebäudetechnologie für Energieeffizienz und Klimaschutz wurde mit Schnittstellen für das Steuern und Auslesen aus der Ferne vorgerüstet, um optimale Kosten- und Verbrauchseffizienz zu erzielen. So wurde eine Benchmark gesetzt und gezeigt, wie ein hoher Nachhaltigkeitsstandard im Markt realistisch umsetzbar ist.