Neue Mitte Porz

2. Platz / Reaktivierte Zentren

Beschreibung

Fünf Jahre stand mitten in Porz ein großes Warenhaus leer, verstellte Wege und Blicke, erzeugte Angsträume an seinen Rändern, der Handel litt und mit ihm das städtische Leben. 2014 erwarb die Stadt Köln die Immobilie und beauftragte moderne stadt mit einer Machbarkeitsstudie, die sie zusammen mit JSWD durchgeführt hat. Umnutzung vs. Abriss und Neubau wurden untersucht, die favorisierte 2. Lösung in einer Planwerkstatt öffentlich diskutiert. Dem Idealbild der Europäischen Stadt folgend, wird der Maßstab in dem 8.800 qm großen Areal nun wieder menschlich. Auch funktional wird die Stadt nicht neu erfunden, sondern weitergedacht mit dem, was sie stärkt. Städtisches Leben, auch nach Ladenschluss und am Wochenende, wird die große Leere in Porz füllen und der Neuen Mitte Identität verleihen.

Ziel

Ein wirkliches Zentrum, ein Markt solle im Herzen der städtebaulichen Neuordnung entstehen, das war der Wunsch vieler Bürger:innen. Drei kleinere Häuser erzeugen eine neue, schärfer gezeichnete Ordnung, die bestehende Wegebeziehungen und Sichtachsen zwischen Rathaus, Rhein und Citycenter organisch zusammenführt. Der Friedrich-Ebert-Platz als Kirch- und Marktplatz ist zugunsten seiner Lesbarkeit und Nutzungsvielfalt nun deutlich kleiner dimensioniert. Mit 131 Mietwohnungen, davon 30 % gefördert, kommt Leben ins Zentrum, das „Haus der Kirche“ bindet die Pfarrei mit ein. Ein Vollsortimenter, Gastronomie und insbesondere der Einzelhandel in den Erdgeschossen bringen Frequenz, von der auch der Handel ringsum profitiert. Aus seiner Mitte bekommt Porz nun starke Impulse zur Weiterentwicklung.

Herausforderungen

Porz hat es schwer, sich gegen die übermächtige Kölner Innenstadt zu behaupten. Die in den 1970er Jahren umgesetzte Neuordnung des Porzer Zentrums war, obwohl modern gedacht, nur kurzlebig. Kleinteilige Substanz wurde abgerissen und mit einem monolithischen Warenhaus (damals Karstadt, zuletzt Hertie) plus überdimensioniertem Marktplatz ersetzt. Nicht nur das urbane Konzept, auch der Maßstabssprung wurde zum Problem – was fehlte, waren die Menschen. Heute ist die Sehnsucht nach Kleinteiligkeit, nach Nachbarschaft groß. Es gilt, die Stadt in der Neuen Mitte Porz zugänglich machen, sie zu bewohnen, ein urbanes Ökosystem zu schaffen, das sich selbst nährt. Dazu werden Fehlstellen im Stadtkörper, im sozialen und ökonomischen Gefüge repariert und ergänzt. Inspiration bieten Ort und Geschichte.

Kooperationen

Mit großer Öffentlichkeitsbeteiligung entwickelt moderne stadt als Stadtentwicklungsgesellschaft der Stadt Köln die NMP. Neben dem Stadtplanungsamt, weiteren Ämtern und der Bezirksvertretung Porz, hat der Beirat Porz Mitte das Projekt kontinuierlich begleitet und lokale Akteur:innen in den Diskurs eingebunden. Das Dialogforum Einzelhandel ermittelte Bedarfe entsprechend dem Einzelhandelskonzept. Nach Qualifizierungsverfahren wird Haus 2 mit öffentlich geförderten Seniorenwohnungen von Molestina Architekten für Sahle Wohnen, Haus 3 „Haus der Kirche“ von Kaspar Kraemer Architekten für ASWG geplant. Haus 1 bauten JSWD für moderne stadt. Im Verfahren für die Freiräume überzeugte club L94. Kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit gibt es auf https://neuemitteporz.de/ und im Projektbüro vor Ort.

Mehrwert

Die Neue Mitte Porz lebt wieder. Wo Menschen wohnen, sich begegnen, wo man sich kennt, ist städtisches Leben. Stadtreparatur findet immer in sozialer Verantwortung statt. Die Stadt lebt von den Unterschieden, das Wohnungsangebot in der NMP fördert soziale Vielfalt, mischt Generationen und denkt die Innenstadt als Quartier. Freundliche öffentliche Räume ohne Durchgangsverkehr lassen Nachbarschaft entstehen, laden Passant:innen zu Kaffee oder ein Eis, eine Pause auf der Bank unter Bäumen, Spiele auf dem Fontänenfeld ein. Der Einzelhandel bietet Ziele, Wochenmarkt und Weihnachtsmarkt schaffen Anlässe. Mit der NMP wird der erste und zentrale Baustein des „Integrierten Stadtentwicklungskonzepts Porz-Mitte“ realisiert. Ein Schlüsselprojekt, das inspiriert und Mut macht für zukünftige Maßnahmen.

Besonderheit

Selten gibt es innerstädtisch die Chance, die Vergangenheit so umfänglich zu korrigieren. Die neue kleinteiligere Ordnung der NMP schafft Klarheit, macht Räume lesbar, auch St. Josef steht wieder frei. Sie gibt Orientierung, in ihrem Kern und darüber hinaus, sie denkt weiter und stellt z. B. mit der Achse zum Rheinufer Bezüge nach außen her. Der gestalterische Mehrwert signalisiert nach langer Vernachlässigung nun Wertschätzung. Nachhaltige Planung setzt bei Häusern und Außenräumen hochwertige, langlebige Materialien mit angenehmer Haptik und Ästhetik ein. Materialität und Duktus gaben JSWD mit Haus 1 vor, helle Ziegel und Spitzgiebel in Reihe greifen zurück auf altstädtische Maßstäblichkeit. Haus 2 und 3 zeigen Spielarten in ihrer Handschrift, das Gesamtbild ist harmonisch und lebendig.