KoFabrik Bochum

1. Platz / Soziale Quartiersentwicklung

Beschreibung

Die denkmalgeschützten Verwaltungsgebäude der ehemaligen Eisenhütte in Bochum haben sich in die KoFabrik verwandelt. Auf 2000 qm entstand ein dem Gemeinwohl im innerstädtischen Imbuschviertel dienender Ort mit Büro-, Werkstatt-, Probe- und Atelierräumen, Café, Buchladen und der „Quartiershalle“. Hier begegnen sich die Nachbarschaft, Projektemacher*innen und kooperativ tätige Unternehmen, Freiberufler*innen und Kreative, in sozialen und kulturellen Projekten Engagierte und Gewerbetreibende des Viertels. Koordiniert über einen gemeinnützigen Verein entwickeln sie gemeinsam Projekte, gestalten den öffentlichen Freiraum um das Haus und das gute Miteinander der Menschen im Viertel. Die Immobilie bietet dazu gute Räume, Überschüsse aus der Bewirtschaftung unterstützen gemeinnütziges Engagement.

Ziel

Mit der KoFabrik sollen sich eine Immobilie und ihr räumliches Umfeld dauerhaft nützlich machen für gute Nachbarschaft und soziales Miteinander in einem innerstädtischen Viertel, in dem rund 4000 Menschen z.Tl. in Armut leben. Bislang fehlt eine ausgeprägte Quartiersidentität. Ein guter Ort für kooperatives Arbeiten und engagierte Unternehmen, Angebote für urbane Produktion und Räume für niederschwellige nachbarschaftliche Begegnung sollen dem Viertel rund um den Imbuschplatz Impulse für gemeinsames Tun und Gemeinwohlengagement unterschiedlichster Akteure geben . Im gemeinwohl-unternehmerisch geführten Betrieb der Immobilie soll dauerhaft und unabhängig von öffentlicher Förderung ein von der Nachbarschaft gestalteter und gestaltbarer Ort für mehr Chancengerechtigkeit etabliert werden.

Herausforderungen

Das Quartier rund um den Imbuschplatz ist ein charakteristisches Mischquartier in Innenstadtrandlage im vom Strukturwandel geprägten Ruhrgebiet: städtebauliche Brüchen, wenig attraktive öffentliche Räume, ein überdurchschnittlich hoher Anteil sozial benachteiligter Bewohner*innen und kaum Identifikation der hier Lebenden mit „ihrem“ Quartier. Mit dem langjährigen Leerstand der stadtbildprägenden Immobilie an einer durch die stark befahrene Ringstraße zerrissenen Platzsituation bestehen klassische städtebauliche und soziale Stadterneuerungsaufgaben. Da die Stadt Bochum reich an vergleichbaren Problemlagen ist, mussten modellhafte Lösungen für eine gemeinwohlorientierte Quartiersentwicklung ohne Städtebauförderung gesucht und können in der KoFabrik gefunden werden.

Kooperationen

Montag Stiftungen, die gemeinnützige Projektgesellschaft und die Stadt Bochum haben 2018 in einer Kooperationsvereinbarung gemeinsame Ziele und Beiträge zum Projekt definiert und bis zum Frühjahr 2022 vollständig realisiert. Mieter*innen der KoFabrik, hier tätige Unternehmen und Einrichtungen sowie die Projektgesellschaft als Vermieterin verstehen die KoFabrik schon in der kooperativen Planungs- und Bauphase als Gemeinschaftsprojekt, haben in Workshops die gemeinsamen Werte entwickelt, vernetzen sich in monatlichen Hausrunden. Mit den „Viertelsstunden“ erbringen Mieter*innen ihre Beiträge für den aus der Mieterschaft heraus gegründeten Quartiershallenverein. Dieser ist vernetzt mit Vereinen, Einrichtungen und Aktiven aus dem Viertel und bietet diesen Raum und Kooperationen für Projekte.

Mehrwert

Die KoFabrik ist ein Projekt nach dem Prinzip „Initialkapital für eine chancengerechte Stadtentwicklung“ der Montag Stiftung Urbane Räume gAG. Sie steht für eine überschaubare Investition mit großer Wirkung auch über das Quartier hinaus. Die Vergabe nach dem Erbbaurecht eigener Immobilien durch die Stadt entwickelt sich zum Modell für gemeinwohlorientierte Quartiersentwicklung auch jenseits öffentlicher Förderkulissen – ebenfalls gemeinwohlorientierte Folgeprojekte sind bereits in Vorbereitung. Das kooperative Nutzungsprofil der KoFabrik und die Vernetzungsaktivitäten stärken engagierte Unternehmen und Gemeinschaftsprojekte. Die KoFabrik ist sichtbarer Impuls für gute Nachbarschaft, soziales Miteinander und kulturelles Leben im erweiterten Quartier, in dem rund 4000 Menschen leben.

Besonderheit

Der Ansatz, unternehmerisches Handeln mit sozialer und kooperativer Quartiersentwicklung zu verbinden, unterscheidet sich von privatwirtschaftlichen, aber auch öffentlichen Investitionen im urbanen Raum. Ein zentraler Aspekt ist dabei die dauerhafte Erwirtschaftung finanzieller Überschüsse, die als soziale Rendite in den Stadtteil fließen, z.B. für gemeinnützige Projekte oder die Bereitstellung von Flächen für nachbarschaftliche Begegnung. Engagierte Unternehmen als Mieter der Immobilie zusammen mit Nachbar*innen im Viertel wurden mit dem Quartiershallenverein frühzeitig zu Partnern und Mitakteuren auf Augenhöhe. Gemeinsam mit ihnen und mit den Architekten wurden gestalterisch und funktional beispielhafte Lösungen für kostengünstiges und ressourcennutzendes Bauen im Bestand entwickelt.