Beschreibung
EIN PLATZ FÜR ALLE Ankommen, orientieren, verteilen, atmosphärisch berührt verweilen. Der Stadtpark Kempten hat verschiedenen Ansprüchen gerecht zu werden. Er ist bedeutsam für die Stadtstruktur als zentraler städtebaulicher Trittstein zwischen den historischen Doppelstadthälften Reichs- und Stiftsstadt, nimmt Fußgänger*innen in sehr großer Zahl auf, insbesondere wenn Schüler*innen aus Stadt und Umland vom benachbarten Busbahnhof (ZUM) zur Schule eilen und ist genauso sinnlich grüner Stadtpark für den kurzen wie auch längeren Erholungsaufenthalt.
Ziel
SCHAFFUNG EINES GRÜNEN TRITTSTEINS IN DER INNENSTADT Die Erholung im Grünen bildet den zentralen konzeptuellen Aspekt des Stadtparks. Die Grünbereiche stellen sich aufgrund ihrer prägnanten Form klar heraus. Charakteristische Pflanzenwelten des Allgäus werden in eindrücklichen Landschaftspartien zitiert und gliedern den Park. Eine große Liegewiese stellt den Mittelpunkt des Parks dar und bietet temporären Kleinveranstaltungen Raum. Weitere Grünbereiche sind mit thematischen Gräser- und Staudenpflanzungen unterscheidbar dem städtischen Erlebnis „Allgäuer Pflanzenflora“ gewidmet. Allgäuer Bergwiese, Acker- und Waldflur bilden hier die botanischen Bezugspunkte. Im Nordwesten des Parks ist ein Kletterspiel platziert, welches durch ein Wasserspiel im Nordosten ergänzt wird.
Herausforderungen
UMGANG MIT SAATKRÄHEN-KOLONIEN Die Einfassungen der Grünflächen aus geschliffenem Beton erinnern mit lebendig sichtbarem Korn an das regionale Gestein des Nagelfluhs. Topographische Bewegungen im Gelände sind mit elegantem Schwung der Einfassungen nachgezeichnet und partiell überhöht betont. Bewegungsströme der Passant*innen werden selbstverständlich geleitet und Sitzmöglichkeiten en Passant in die Einfassungen integriert. Ergänzende Einzelsitzmöbel sowie große textile Überdachungen bieten geschützten Raum vor zeitweiligem Saatkrähenaufenthalt im Baumbestand und tragen zur Unverkennbarkeit des neugestalteten Stadtraums bei. Der Schutz der Vögel und der Umgang mit den Brut- und Nistplätzen der Saatkrähen war wichtiger Bestandteil der Planung.
Kooperationen
ZUSAMMENARBEIT MIT VEGETATIONS-SPEZIALISTEN Die sensible Integration der großen und alten Bestandsbäume im Stadtpark brachte eine besondere Herangehensweise im Umgang mit den Grünstrukturen mit sich. Aus Eigeninitiative hat unser Büro den Forstbotaniker Prof. Roloff als Baumgutachter mit ins Team geholt, um insbesondere den sensiblen Umgang mit allen ,Fagus sylvatica' sicher zu stellen und alle Bäume trotz Baumaßnahmen erhalten zu können. Die zitierte Allgäuer Berg-Flora wurde durch die renommierte Pflanzplanerin Pertra Pelz geplant und sogar vor Ort gepflanzt. Durch diese Teamarbeit konnte der Stadtpark seinen feinen grünen und unverwechselbaren Charakter be- und erhalten.
Mehrwert
ÖKOLOGISCHER UND SOZIALER GEWINN Der Stadtpark ist gleichzeitig auch Hauptaustragungsort des jährlich stattfinden Open-Air-Events „Allgäuer Festwoche“. Die Spuren der intensiven Nutzung durch Parkbesucher*innen und die täglichen Ströme von Passant*innen erforderten eine Neuorganisation der räumlichen Gliederung sowie Überarbeitung aller Oberflächen und der Pflanzflächen. Nach der Neuplanung weist der Stadtpark nun als Daueranlage eine hohe Qualität für alle Bürger*innen auf und bieten zum anderen ausreichend Platz und Angebot für die hohe Anzahl an Festzelten während der Festwoche. In dieser Zeit fungiert der Park als Veranstaltungsort und zieht Besucher von nah und fern an. Die sensible Integration der konträren Anforderungen an den Park war herausfordernd und schafft Mehrwert.
Besonderheit
KOMBINATION VERSCHIEDNER ANSPRÜCHE Aus der zentralen Lage in der Stadt folgt ein hoher Nutzungsdruck von verschiedenen Seiten, dem der Park ausgesetzt ist. Dies führt zu einem hybriden Charakter des Ortes: Zum einen dient er als Verbindungs- und damit als Transitraum für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen und zum anderen ist der Stadtpark Treffpunkt, Aufenthaltsraum und Marktplatz für die bunte Kemptner Bevölkerung. Die Neugestaltung musste also einer intensiven städtischen und verkehrlichen Nutzung sowie dem Erholungsbedürfnis als Park Rechnung tragen. Die fließenden Bewegungsmuster von Passant*innen bestimmen die Form befestigter und grüner Flächen. Ein einheitliches Materialkonzept und eine feine Abstufung der Oberflächen markieren die städtische Plattform.