Zündholzfabrik

3. Platz / Soziale Quartiersentwicklung

Beschreibung

Die Landeshauptstadt Wiesbaden wurde mit den Stadtteilen Kostheim und Kastel in das Programm „Stadtumbau in Hessen“ aufgenommen. Beide Stadtteile bargen soziologische sowie ökologische Potenziale – insbesondere durch zahlreiche untergenutzte Flächen. Darunter auch das Grundstück einer seit 1929 nicht mehr produzierenden Zündholz-Fabrik in Kostheim. Die zwischen 2007 und 2016 durchgeführte Reaktivierung des Areals ist – als Schlüssel- und Impulsprojekt des Gesamtkonzepts – Gegenstand dieser Bewerbung. Auf dem Gelände befinden sich heute ein Atelierhaus, eine Kindertagesstätte, Einfamilienhäuser sowie ein Sportzentrum eines örtlichen Vereins. In der Entstehung sind aktuell noch Loftwohnungen in den historischen Fabrikgebäuden.

Ziel

In Kostheim existierten durch den Wegzug von Unternehmen innerstädtische Brachflächen, die ein unattraktives Stadtbild mit sich brachten. Kostheim und das Leben darin sollte aufgewertet werden. Gleichzeitig bestand ein hoher Entwicklungsdruck im Bereich Wohnen. Mit Hilfe des Projekts „Zündholzfabrik“ galt es, Wohnraum zu schaffen, ebenso wie Freizeit- und Kulturangebote. Im Stadtumbaukonzept waren als konkrete Ziele für das Areal der alten Zündholzfabrik festgelegt: Neustrukturierung unter behutsamer Berücksichtigung des Bestandes und der Geschichte, Umnutzung historischer Baustrukturen, Entwicklung eines integrierten Wohnstandortes (Wohnen, Arbeiten, Kultur, Bildung, Freizeit) sowie die Schaffung neuartiger Wohn- und Investitionsformen.

Herausforderungen

Kostheim verzeichnet seit Jahrzehnten wachsende Einwohnerzahlen, mit gleichzeitigem Anstieg der einkommensschwachen Haushalte und von Einwohnern mit Migrationshintergrund. Die Erwerbsquote lag unter dem Gesamtschnitt der Stadt Wiesbaden. Die erheblichen Arbeitsplatz- verluste verstärkten den Trend der abnehmenden Kaufkraft im Stadtteil. Die Neubauquote war deutlich unterdurchschnittlich. Den Prozess des Abbaus der Stadtteilqualität wollte die Stadt Wiesbaden stoppen und umkehren. Zudem brachte auch das Grundstück der alten Zündholzfa- brik Herausforderungen mit sich. Die fehlenden Investitionen in den Bestand wirkten sich auf die Bausubstanz und das Erscheinungsbild aus. Das Risiko, Wohnraum auf industriell belastetem Boden zu bauen, schätzten sowohl Banken als auch Investoren als zu hoch ein. Ein zusätz- liches Hindernis war das unübersichtliche Baurecht, das für ein Wohnviertel erst geschaffen werden musste.

Kooperationen

Die Erfahrung hat gezeigt, dass der Erfolg einer zufriedenstellenden Neuordnung einer solchen innerstädtischen Fläche im Wesentlichen von einer zukunftsfähigen Stadtplanung und von
einer aktiven Mitarbeit aller abhängig ist – angefangen bei der Verwaltung, der Politik über die Bürger bis hin zu den privaten Investoren. Gemeinsam mit dem Planungsbüro scheuvens + wachten hat die Stadt Wiesbaden ein Stadtumbaukonzept entwickelt, um eine tragfähige und zukunftsorientierte Basis für das Projekt zu schaffen. Die 2007 entstandene Publikation zeigte einen Fahrplan auf, der von Bürgern mit Ideen angereichert werden sollte. Gemeinsam mit der Eigentümerin des Industrieareals wurden breit gestreute Investoren- und Entwicklergespräche geführt, die in der heutigen vielschichtigen Struktur mündeten. So ist auch der Wohnpark „Zündholzfabrik“ der Deutschen Reihenhaus AG entstanden. Das Stadtplanungsamt Wiesbaden unterstützte das Unternehmen bei der städtebaulichen Neuordnung aktiv. Auf rund 8.800 m2 wurden 41 bezahlbare Eigenheime gebaut. Der Startschuss für die Bagger fiel im Dezember 2011. Bereits im zweiten Quartal 2012 erhielten die ersten Reihenhausbesitzer die Schlüssel für ihre eigenen vier Wände.

Mehrwert

Schon vor den Neuplanungen gelang es dem Stadtplanungsamt der Stadt Wiesbaden, die Gesamtanlage der ehemaligen Zündholzfabrik unter Denkmalschutz zu stellen. So ist der Wert des Areals angehoben worden und als Zeitzeugnis für die Stadt langfristig gesichert. Von der heutigen Bebauung profitieren zum Einen die Eigentümer der entstandenen Wohnimmobilien. Sie haben sich bewusst langfristig für den Standort Kostheim entschieden und übernehmen Verantwortung für ihr Quartier. Mit ihnen ist Leben und Kultur in das Viertel eingezogen. Zum Anderen profitieren die Bewohner des gesamten Stadtteils. Die Neuordnung und Umnutzung des Areals der alten Zündholzfabrik hat zur Aufwertung und Stabilisierung Kostheims beigetragen. Wohnen, soziale Infrastruktur, Sport und Freizeit konnten in einen bestehenden alten Ortskern integriert werden.

Besonderheit

Die vielen ineinander greifenden Projekte der vom Land Hessen unterstützten Gesamtmaßnahme bilden ein Paradebeispiel für gelungenen Stadtumbau. Nicht nur das Areal der alten Zündholzfabrik ist heute nutzbar und wertvoll, auch weitere Projekte wie das „Lindequartier“ haben lebenswerten Wohnraum geschaffen. Des Weiteren wurden Wohnbestände aufgewertet, Naherholungsgebiete und Kulturbereiche attraktiver gestaltet sowie Freiräume insbesondere für Kinder und Jugendliche geschaffen. Die Umgestaltung des Zündholzareals kann so als Teil des Umbaus eines ganzen Stadtteils gesehen werden. Durch die vielschichtigen Neuerungen wurde eine qualitativ hochwertige Stadtteilreparatur erreicht, die Bedürfnisse der `Neubürger ́ und der im Umfeld lebenden Bevölkerung erfüllt. Die abwechslungsreiche Struktur hat bei der Bevölkerung zu einer schnellen Akzeptanz des kleinteiligen Quartiers der Zündholzfabrik, aber auch der übrigen Umbauprojekte, geführt. Das Entwicklungskonzept der Stadt Wiesbaden – und die damit entstandenen Quartiere – haben eine ganze besondere Wohn- und Lebensqualität vor Ort geschaffen. des Zündholzareals kann so als Teil des Umbaus eines ganzen Stadtteils gesehen werden. Durch die vielschichtigen Neuerungen wurde eine qualitativ hochwertige Stadtteilreparatur erreicht, die Bedürfnisse der `Neubürger ́ und der im Umfeld lebenden Bevölkerung erfüllt. Die abwechslungsreiche