Beschreibung
Nach über 10 Jahren Leerstand wird das Areal Haus der Statistik gemeinwohlorientiert entwickelt – gemeinsam durch Zivilgesellschaft und öffentliche Hand. Im Bestand und durch ca. 65.000 m² Neubau entsteht Raum für Kunst, Kultur, Soziales und Bildung, bezahlbares Wohnen sowie ein neues Rathaus für den Bezirk Mitte und Verwaltungsnutzungen. Neben der Nutzunsmischung ist die Kooperationsgemeinschaft „Koop5“ aus Verwaltung, landeseigenen Unternehmen und Zivilgesellschaft modellhaft, die gemeinsam und gleichberechtigt die Entwicklung des Quartiers Haus der Statistik verantworten. Zur langfristigen Sicherung der Gemeinwohlorientierung werden prozessual neue Strategien entwickelt, indem Instrumente der zivilgesellschaftlichen Selbstverwaltung und der kommunalen Daseinsvorsorge gekoppelt werden.
Ziel
Das Modellprojekt Haus der Statistik verfolgt das Ziel einer sozial gerechten und gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung, die in Kooperation mit Politik und Verwaltung den Weg zu einer maßgeblich von Nutzern getragenen Stadt ermöglicht. Grund und Boden soll als Lebensgrundlage nicht länger als Spekulationsobjekt – und damit den Gewinnabsichten Einzelner – dienen, sondern langfristig dem Wohl der Allgemeinheit. Statt einer rationalen, wirtschaftlich möglichst erfolgreichen Entwicklung von Flächen und Gebäuden, wird kooperative Projektentwicklung hier als Mittel zur Verwirklichung einer anderen Qualität von Stadt gesehen. Gewinnmaximierung und individuelle Gewinnausschüttung werden ersetzt durch die Generierung von nicht-monetären Werten wie z.B. Vielfalt und dauerhafte Bezahlbarkeit.
Herausforderungen
Die Tatsache, dass Grund und Boden unvermehrbar und unentbehrlich sind, macht deutlich, dass es einer neuen, gemeinwohlorientierten und kooperativen Entwicklung unserer Städte bedarf. Das Haus der Statistik, in unmittelbarer Nähe zum Berliner Alexanderplatz gelegen, bietet die Möglichkeit, diese Forderung modellhaft umzusetzen. Seit 2008 steht der 50.000 m² große Gebäudekomplex mitten in Berlin leer. Statt das Areal meistbietend zu verkaufen – und damit den Gewinnabsichten Einzelner zu diesen – wurde es rekommunalisiert, um langfristig dem Wohl der Allgemeinheit zu dienen. Damit wurde der Weg frei, dauerhaft bezahlbaren Wohnraum, Räume für aus der Innenstadt verdrängte Nutzungen aus den Bereichen Kunst, Kultur, Bildung und Soziales, sowie dringend benötigte Verwaltungsflächen zu schaffen.
Kooperationen
Die sich zunächst widersprechenden Nutzungskonzepte von Politik und Verwaltung auf der einen Seite, und von der Initiative auf der anderen Seite, werden in einer gemeinsamen Projektentwicklung zusammengeführt. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde eine neuartige, sehr konstruktive Akteurskonstellation geschlossen. Die sogenannte Koop5 besteht aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, dem Bezirksamt Berlin-Mitte, den landeseigenen Gesellschaften WBM Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte mbH und BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH sowie der ZUsammenKUNFT Berlin eG, die als rechtsfähiger Vertreter der Initiative Haus der Statistik fungiert. Die fünf Kooperationspartner arbeiten konsensbestrebt und in gemeinsamer Verantwortung für’s Ganze Quartier.
Mehrwert
Das Haus der Statistik schafft einen Gegenentwurf zur üblichen Verwertungslogik in der Stadt. Der Gebäudekomplex und der geplante Neubau wurden durch das Engagement vieler langfristig als Gemeingut für die gesamte Stadtgesellschaft gesichert. Durch die geplante Nutzungsmischung aus 300 landeseigenen bezahlbaren Mietwohnungen, öffentlichen Verwaltungsnutzungen und einem „Rathaus der Zukunft“, sowie 25.000 m2 für Kunst, Kultur, Soziales und Bildung wird eine vielfältige Zugänglichkeit und heterogene Nutzerschaft im Quartier ermöglicht. Weit über das Quartier hinaus gibt das Projekt Impulse für eine veränderte Stadtentwicklungs- und Bodenpolitik. Der kooperative Ansatz macht auch anderswo Mut, in neuartigen, unüblichen Akteurskonstellationen zusammen zu kommen.
Besonderheit
Die breite Mitwirkung der Stadtgesellschaft ist seit Beginn des Projekts ein Grundpfeiler der kooperativen Entwicklung. Diese findet in vielfältigen Formaten der Mitwirkung in der WERKSTATT Haus der Statistik und insbesondere in den seit Sommer 2019 laufenden Pioniernutzungen (aus den Bereichen Kunst, Kultur, Soziales, Bildung, Nachbarschaft, Klima und Ernährung) in den Erdgeschossen Ausdruck. Hier wird aus Mitwirken konkretes Mitmachen. Die Pioniernutzungen erproben während der weiteren Planungs- und Bauphase im Kleinen, was später im Großen entstehen soll. Durch sie wird die kooperative, prozesshafte Planung weiter in die DNA der Gebäude eingeschrieben. Sie sind Basis für eine langfristig angelegte gemeinwohlorientierte Entwicklung eines lebendigen Quartiers.