BOB CAMPUS Wuppertal

2. Platz / Soziale Quartiersentwicklung

Beschreibung

Eine ehemalige Textilfabrik in dem von Strukturwandel und Stigmatisierung geprägten Arbeiterstadtteil Oberbarmen wird mit einem Invest von ca. 8 Mio € saniert. Bis 2021 entstehen Gewerbeflächen unterschiedlicher Preislagen, eine KITA sowie Schulräume für Kunst, Technik und eine Textilwerkstatt. In zum Teil geförderten Wohnungen finden große Familien, Senioren und Studenten-WGs ein neues Zuhause. Eine Etage mit rund 1.000 m² steht der Nachbarschaft für flexible Nutzung und eine Viertelsküche zur Verfügung. Die anliegende, ca. 4.500 m² große Brachfläche wird in Kooperation mit der Stadt Wuppertal als Nachbarschaftspark entwickelt. Dieser wird inmitten des dicht bebauten Quartiers für die Menschen im Stadtteil ein Ort zur Erholung, zur Begegnung und zur gemeinschaftlichen Gestaltung sein.

Ziel

Projektziele sind die Stärkung des sozialen Zusammenhalts der Nachbarschaft, die wirtschaftliche Stabilisierung und höhere Chancen auf Teilhabe, Bildung und Qualifizierung für die Bewohner im Stadtteil. Mitten in einem Stadtteil, der von außen als schwierig wahrgenommen und stigmatisiert wird, soll sich ein neuer, identitätsbildender Ort etablieren, der dem Stadtteil neues Selbstbewusstsein gibt und Motor für die soziale und ökonomische Entwicklung wird. Die Entwicklung der Immobilien soll neben einer soliden, ästhetischen Bauqualität auch ein gutes Beispiel für eine inklusive Prozessgestaltung werden, die von Anfang an Menschen ermutigt, sich zu beteiligen, ihre Bedürfnisse und Interessen berücksichtigt und flexibel auf ggf. veränderte Anforderungen im Prozess reagiert.

Herausforderungen

Der seit 2012 aufgegebene Textilfabrikstandort ist geprägt durch Leerstand mit stark verfallener Gebäudesubstanz und brachliegendem Gelände. Strukturwandel und Stigmatisierung stellen den ehemaligen Arbeiterstadtteil Wuppertal-Oberbarmen, Ankunftsort und Lebensraum für Menschen aus 96 verschiedenen Herkunftsländern, vor große ökonomische und soziale Herausforderungen. Viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben hier wenig Chancen auf Zugang zu Bildung, Arbeit und Einkommen. Die Menschen heben ein starkes Bedürfnis nach Zugehörigkeit und gesellschaftlicher Wertschätzung. Durch die Lage im Fördergebiet soziale Stadt wurde städtebaulich schon einiges bewegt, jedoch fehlt es an dauerhaft angelegten Strukturen, die wirtschaftliche Impulse und soziales Handeln zusammenbringen.

Kooperationen

In einem kooperativen Prozess haben Projektgesellschaft Urbane Nachbarschaft BOB, Bürger, Initiativen, Träger und Stadt gemeinschaftlich über Nutzungsmöglichkeiten beraten, die die unterschiedlichen Bedarfe im Stadtteil am besten erfüllen. Überschüsse, die durch die Vermietung erwirtschaftet werden, werden dauerhaft für weitere Projekte und Aktionen auf dem BOB-Gelände und im Stadtteil zur Verfügung stehen. Ein Beirat aus Vertretern der Nutzer, Bewohner, Träger und Stadt wird über die Verwendung abstimmen. Für die Planung und Errichtung des Parks wurde eine Kooperationsvereinbarung mit der Stadt Wuppertal geschlossen. In Kooperation mit dem Jobcenter und örtlichen Qualifizierungsträgern werden schon während der Bauzeit Möglichkeiten für eine berufliche Qualifizierung angeboten.

Mehrwert

Das Projekt BOB Campus ist ein Projekt auf Initiative der Montag Stiftung Urbane Räume gAG im Rahmen ihres Programms „Initialkapital für eine chancengerechte Stadtentwicklung“. Die frühzeitige partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort und den handelnden Personen, ob auf Verwaltungsebene, auf Quartiersebene oder in den politischen Gremien, ist Voraussetzung für die Stabilität der Projekte. Ziel ist es, Strukturen und Instrumente aufzubauen, die von den Menschen und Institutionen vor Ort getragen, übernommen und weitergeführt werden können. Neben der unmittelbaren Auswirkung des Projekts auf die Menschen im Stadtteil wird die Projektentwicklung auch auf die Gesamtstadt Wuppertal ausstrahlen und Vorbildcharakter für andere Kommunen und Stadtteile haben.

Besonderheit

Der Ansatz, wirtschaftliche Investition mit partizipativer Quartiersentwicklung zu verbinden, unterscheidet sich essenziell von üblichen wirtschaftlichen Investitionen im urbanen Raum. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei die dauerhafte Erwirtschaftung finanzieller Überschüsse, die als soziale Rendite in den Stadtteil zurückfließen – z.B. für gemeinnützige Projekte oder die Bereitstellung von Flächen für nachbarschaftliche Begegnung. Menschen gleich welcher Herkunft, welchen Alters und Geschlechts werden ermutigt, sich einzubringen und die Quartiersentwicklung mit zu gestalten. Schon während der Planung dient ein ehemaliges Ladenlokal unmittelbar gegenüber dem Campus als Projektbüro und der dazugehörige Projektraum als Möglichkeitsraum für Menschen, Initiativen und Träger aus dem Quartier.