Beschreibung
Die Entwicklung eines neuen Hamburger Stadtteils ist eine große Herausforderung. Für die Masterplanung Oberbillwerder wählte die IBA Hamburg von Beginn an einen offenen und transparenten Prozess mit vielfältiger Bürgerbeteiligung. Hier wurde auf Augenhöhe zwischen Experten, Planungsteams und Bürgern Zielvorstellungen und Ideen für den Stadtteil diskutiert. Der lange Planungsprozess u. a. mit dem Wettbewerblichen Dialog beinhaltete neun Veranstaltungen, Online- sowie Schülerbeteiligung und aufsuchende Befragungen. Hinweise und Wünsche flossen bereits in die Aufgabenstellung und dann parallel in das laufende Verfahren ein. Im Ergebnis wurde der Masterplan durch diesen Prozess qualifiziert und von den Beteiligten angenommen. Spielräume und Rahmenbedingungen der Planung waren nachvollziehbar.
Ziel
Die Beteiligung am Planungsprozess Oberbillwerder sollte frühzeitig einsetzen und sich durch Transparenz auszeichnen. Im Fokus stand die Aktivierung und Einbindung möglichst vieler Bürger. Es galt die Wünsche und Sorgen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen zu erfassen, das lokale Wissen kennenzulernen sowie gemeinsam Ideen zu diskutierten. Dafür wurden eigene Formate entwickelt, wie die Ideenwerkstatt, die eine Mitwirkung auf Augenhöhe ermöglichten. Der Prozess sollte für alle Beteiligten (Planer, Akteure aus Verwaltung/Politik, Gutachter, die Öffentlichkeit etc.) den Horizont erweitern und das voneinander Lernen fördern. Ein wichtiges Ziel war, Meinungsvielfalt und Zielkonflikte sichtbar und Lösungswege nachvollziehbar zu machen. Das gesamte Verfahren wurde begleitend online dokumentiert
Herausforderungen
Die Entwicklung des neuen Hamburger Stadtteils soll als gemeinsames Projekt aller Akteure begriffen werden, dass nicht hinter „verschlossenen Türen“ entschieden wird. Dafür galt es alle Beteiligten sowie die Bürger zu motivieren. In der 1. Phase wurden Zielvorgaben definiert (7000 Wohneinheiten bis zu 5000 Arbeitsplätze, Respekt der historischen Kulturlandschaft etc.). Dafür wurden auch Sorgen und Wünsche der Bevölkerung ermittelt und in den Planungsprozess eingespeist. Im Laufe von Planungen entstehen Zielkonflikte und Herausforderungen, deren Lösungswege bzw. Handlungskorridore nachvollziehbar zu erläutern und zu dokumentieren sind. Das Projekt sollte neue Wege der Bürgerbeteiligung beschreiten und gegenseitiges Vertrauen zwischen Verwaltung, Politik, Planung und Öffentlichkeit stärken.
Kooperationen
Sowohl die Planung als auch die Umsetzung erfolgte partnerschaftlich zwischen IBA Hamburg, dem Bezirk Bergedorf und der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen. Alle drei Projektpartner haben den Beteiligungsprozess aktiv gefördert und durch die Mitwirkung der Leitungen bei jeder öffentlichen Veranstaltung auch eine erkennbare persönliche Bedeutung gegeben. Eine offene Diskussionskultur wurde aktiv gepflegt, so dass u. a. die von Bürgern adressierten Hinweise bei den Veranstaltungen und Workshops direkt die relevanten Akteure erreichten. Partnerschaftlich gearbeitet wurde auch zwischen dem 20-köpfigem Beratungsgremium mit Bürgervertretern und den rund 70 Sachverständigen (Gutachter, Vertreter von Institutionen und Behörden sowie lokalen Vereinen und Organisationen).
Mehrwert
Der Masterplanungsprozess Oberbillwerder setzte nicht nur in der Stadt Hamburg neue Maßstäbe bezogen auf eine frühzeitig beginnende und transparente Beteiligung unter Einsatz vielfältiger Formate. Da die Akteure und Bürger den Prozess und das Ergebnis rückblickend positiv bewerten und sich gut beteiligt und informiert fühlten, gilt er als best practice in der Stadtentwicklung. Nachfolgende Planungsverfahren beispielsweise für den Kleinen Grasbrook orientierten sich und haben unter anderem auch das Vergabeverfahren Wettbewerblicher Dialog gewählt, dass zuvor noch nie in Hamburg genutzt wurde. Die kontinuierliche Dokumentation auf der www.oberbillwerder-hamburg.de bis zur Veröffentlichung von fachlichen Gutachten zeigt, dass große Transparenz im Verfahren eine Bereicherung darstellt.
Besonderheit
Ein Unterschied liegt in der frühzeitigen Mitwirkung der Öffentlichkeit bereits bei der Ideenfindung für Oberbillwerder, die in die Aufgabenstellung des Verfahrens einfloss und die konsequent bis zum Tag der Entscheidung durchgeführt wurde. Die differenzierten Beteiligungsformate setzten auf einen echten Austausch und vermieden reine Frontalveranstaltungen. Es wurden damit rund 3000 Teilnehmer erreicht. Es war sichergestellt, dass alle Hinweise in den Planungsprozess einfließen können. Auf der neuen Webseite und in 4 Publikationen ist die Beteiligung parallel transparent dokumentiert. Ein wichtiger Unterschied liegt auch in der aufsuchenden Beteiligung, bei der mit rund 30 lokalen Vereinen/Verbänden Einzelgespräche geführt wurden. Der gesamte Prozess hatte doppelt so viel Zeit als üblich.