Beschreibung
Die Kirchengemeinde St. Jacobus und die Stadt Hilden haben angestrebt, das innerstädtische Umfeld der Kirche St. Jacobus neu zu ordnen. Anlass war der schlechte bauliche Zustand der Bestandsbebauung sowie die städtebaulich unbefriedigende Situation im Bereich des östlichen Stadteingangs zur Hildener Innenstadt an der Ecke Berliner Straße / Mühlenstraße und Hochdahler Straße. Neben einem multifunktional nutzbaren Gemeindezentrum mit einem vom Kreis Mettmann und der Stadt Hilden geförderten Nachbarschaftszentrum für Menschen ab 55, den Versammlungsräumen einer Kirchengemeinde sowie der Verwaltung der Kirchengemeinde wurden auch die Freiflächen um die Kirche neu gestaltet. Die evohaus GmbH plante und errichtete auf dem Gelände eine CO2-freie und energieautarke Wohnbebauung mit Tiefgarage.
Ziel
Eine ruhige, dennoch offene Gestaltung mit gezielter Transparenz prägt das Gemeindezentrum, das von der Kirchengemeinde den Namen Atrium St. Jacobus erhielt. Große Glasflächen sind in eine plastisch gestaltete, ruhige, muschelartige Grundform eingesetzt, die unaufdringlich an die Historie der ehemaligen Gebäude erinnert, und den Kirchenbau ergänzt, ohne damit in Konkurrenz zu treten. Es sind gezielte Einblicke in den Innenraum des Gemeindezentrums möglich, ohne das Gebäude völlig transparent zu gestalten. Die Materialität der Kirche und der abgerissenen Gebäude – Klinker – wird übernommen. Der neue Jacobusplatz entfaltet sich selbstbewusst zur Fußgängerzone in der Mittelstraße – dem Zentrum der Stadt Hilden – und öffnet damit Kirche und Gemeindezentrum dem öffentlichen Leben.
Herausforderungen
Die Kirche St. Jacobus wendet sich von der Fußgängerzone ab. Die ursprünglichen Bestandsbauten verdeckten sie, sodass sie von den Hauptverkehrsstraßen, die das Zentrum der Hildener Innenstadt umgeben, nicht zu sehen war. Diese Lage konnte durch das Freistellen der Kirche in den öffentlichen Raum korrigiert werden, sodass die Apsis und das Kirchenschiff von mehreren Straßen aus sichtbar wurden. Die Präsenz der Kirche in der Stadt wurde auf diese Weise allseitig gestärkt. Durch die neue städtebauliche Anordnung um die bestehende Kirche entstehen Platzsituationen, die von der Kirche, dem Gemeindezentrum und der Wohnbebauung gefasst werden. Diese wurde auf Basis des von Molestina Architekten entworfenen Städtebaus von der Firma evohaus GmbH geplant und auch gebaut.
Kooperationen
Das Gemeindezentrum Atrium St. Jacobus zeigt eine ungewöhnliche Deckengeometrie. Eine neue Konstruktion mit Deckenbalken die frei im Raum enden, wurde eigens vom Tragwerksplaner entwickelt. Diese Idee floss in den weiteren Gestaltungsprozess ein. Im Gemeindezentrum sind den oben beschrieben Nutzungen eine Veranstaltungsstätte sowie drei Wohnungen angesiedelt. Dieser Mix aus privater und öffentlicher Nutzung auf kleinstem Raum stellte die Gebäudetechnik vor große Herausforderungen, um möglichst viele der Anforderungen zu erfüllen Auf der Grundlage eines integrierten Handlungskonzepts haben Bund und Land die Stadt Hilden unterstützt, die öffentlichen Verkehrsflächen südlich des Jacobusplatzes an dessen Gestaltung anzupassen, um private und öffentliche Flächen als Einheit nutzen zu können.
Mehrwert
Das neue Gemeindezentrum wertet den östlichen Stadteingang in die Innenstadt Hildens erheblich auf. Es schafft neue Wege und Sichtachsen, um die benachbarten Wohnquartiere über die Kirche mit der Fußgängerzone in die Hildener Innenstadt zu verbinden. Im öffentlichen Raumgefüge rund um die Kirche St. Jacobus entstehen klare Raumtypen: • Eine neue, von der Öffentlichkeit nutzbare Gasse von der Mühlenstraße in Richtung Kirche. • Ein kleinerer Platz im Westen der Kirchenapsis, der die Kirche von der Hochdahler Straße optisch sichtbar macht. Der Jacobusplatz verbindet den Vorplatz der Kirche mit der Fußgängerzone in der Mittelstraße und schafft, trotz seiner öffentlichen Präsenz, - insbesondere durch die Rundbank um einen alten Baum – einen Ruhepol in der Hektik des öffentlichen Lebens.
Besonderheit
Das Gemeindezentrum wirkt identitätsstiftend und sozial vernetzend für die Kirchengemeinde und die Stadt Hilden. Einerseits durch seine prägnante Form an prominenter Stelle, andererseits durch die sozialen Angebote im Rahmen einladender Architektur. Die Bürger werden vom Kirchplatz aus über die abfallende Topographie hin zu der großflächig verglasten Eingangsfassade in das Gebäude gelenkt. Durch die Architektur präsentiert sich das Leben der Kirchengemeinde im öffentlichen Leben. Das Gebäude bietet auch kirchenfernen Passanten Einblicke in die gemeindliche Nutzung und hilft somit, die gesellschaftliche Rolle einer Kirchengemeinde zu verdeutlichen. Zum Leben einer Fußgängerzone gehört nicht nur der Einzelhandel, sondern auch Gemeinbedarfseinrichtungen, die Menschen eine Heimat bieten können