Beschreibung
Im Rahmen der Gesamtmaßnahme „Siegen – Zu neuen Ufern“ stellt der Abriss der sog. Siegplatte, welche die Sieg auf ca. 140m überspannte, ein zentrales Schlüsselprojekt dar. An dieser Stelle entstanden eine großzügige Stufenanlage, drei neue Brücken, eine barrierefreie Promenade und zwei offene Balkone über der Sieg. Der Flussabschnitt wurde renaturiert. Außerdem erfolgte die Umgestaltung der Sandstraße zu einem zweispurigen Querschnitt. Die Auflösung der JVA im Unteren Schloss ermöglichte den Umzug von 3500 Studierenden in die Innenstadt. Dazu wurde das Untere Schloss komplett saniert und die Räumlichkeiten umgestaltet. Die Baumaßnahmen wurden von einem intensiven Baustellenmarketing begleitet. Ebenso wurden weitere Fachkonzepte erstellt und eine Gestaltungs- und Erhaltungssatzung erlassen.
Ziel
Das einseitig ausgerichtete Angebot und das negative Image der Innenstadt galt es durch ein vielschichtiges Konzept zu brechen und neu auszurichten. Dies musste sowohl über handfeste Umbaumaßnahmen als auch über die Initiierung neuer Entwicklungsimpulse sowie Information und ein aktives Stadtmarketing erfolgen. Durch das Integrierte Handlungskonzept (aus dem Jahr 2010) wurde ein komplexer Stadterneuerungsprozess mit folgenden Zielen angestoßen: - Etablierung der (Innen-)Stadt als Standort für Bildung und Wissen - Erhalt und Neuansiedlung der multifunktionalen Innenstadt nach dem Vorbild der „europäischen Stadt“ - Nachhaltige Aufwertung der klimatischen und ökologischen Situation der Innenstadt - Umfassender Imagewandel und Förderung privater Investitionen
Herausforderungen
Zusammenfassend wurde das Siegener Stadtzentrum im Jahr 2008 durch folgende Defizite geprägt: - Vom fließenden und ruhenden MIV dominiertes Zentrum (insb. durch die stark befahrene dreispurige Sandstraße) und eine hohe Belastung durch Lärm und Feinstaub - Stark versiegelter öffentlicher Raum aus den 1960/70er Jahren und unattraktive Gestaltung von Restflächen boten kaum Aufenthaltsqualität - Periphere Lage der Universität auf dem Haardter Berg und somit das Fehlen des studentischen Lebens in der Innenstadt - Zunehmend unattraktives Stadtbild mit unsanierten Fassaden und großflächigen Werbeanlagen - Fortschreitende Leerstände und sichtbare Trading-Down-Effekte - Nutzung des Unteren Schlosses (in Mitten des Stadtzentrums gelegen) als Justizvollzugsanstalt unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Kooperationen
Der weitgefasste, integrative Ansatz des Projektes machte die Kooperation vieler Beteiligter notwendig. Die Zusammenarbeit betraf eine Vielzahl von kommunalen Fachabteilungen, externen Fachplanern, Politik und Anwohnern, außerdem die Universität Siegen und zugehörige Institutionen (z.B. BLB und das zuständige Landesministerium), Fördermittelgeber der Städtebauförderung aber auch zuständige Entscheidungsgremien wie das LWL Münster. Dieser Kanon wird durch Immobilien- und Grundstückseigentümer, Geschäftstreibende und Gastronomen sowie die ISG Oberstadt und die Gesellschaft für Stadtmarketing ergänzt. Das gesamte Projekt wurde zudem von einem politisch besetzten Arbeitskreis begleitet.
Mehrwert
Bereits nach kurzer Zeit lassen sich in der statistischen Betrachtung deutliche Veränderungen erkennen. Die Innenstadt entwickelt sich zum nachgefragten Wohnquartier. Insbesondere die Siegener Oberstadt profitiert von einem Anstieg der Bevölkerungszahl und gleichzeitig einer Verjüngung der Bevölkerung. Gleichzeitig ist es zu einem Imagewandel der Innenstadtquartiere gekommen. Immer mehr „Pioniere“ in Form von kleinen, inhabergeführten Handels- und Dienstleistungseinrichtungen zieht es in die Stadtmitte. Erste private Immobilien wurden saniert und eine Vielzahl von alten Werbeanlagen wurde entfernt.
Besonderheit
Bei „Siegen – Zu neuen Ufern“ handelt es sich um ein vielschichtiges Konzept mit einzelnen Leuchtturmprojekten. Dabei stand nicht nur die bloße Unterstützung des Einzelhandels oder der Umbau einzelner Stadträume im Fokus, sondern die parallele Schaffung völlig neuer Rahmenbedingungen. Neben dem aktiven Stadtumbauprozess rund um die Sieg sowie den Rückbau- und Renaturierungsmaßnahmen, kamen vor allem der Etablierung des neuen „Campus Unteres Schloss“ und der Realisierung des Marketingkonzeptes tragende Rollen zu. Im Rahmen der REGIONALE 2013 wurde das Großprojekt in einem relativ kurzen Zeitraum umgesetzt. Dies lag einerseits an der recht hohen Förderquote (80 bis 90%), aber auch an dem gebündelten Ressourceneinsatz, welcher durch den REGIONALE-Prozess ermöglicht und eingefordert wurde.