Beschreibung
Der Tannenhof ist ein lebendiger Ort für ganz Bad Feilnbach. Das Quartier umfasst mehrere Mehrgenerationenhäuser mit insgesamt 52 Wohnungen von 40 bis 120 Quadratmetern, eine Kindertagesstätte, einen öffentlichen Spielplatz, eine ambulant betreute Wohngemeinschaft, Büros für die Nachbarschaftshilfe sowie Begegnungsstätten für Bewohner, Bürger und Vereine. Dabei setzt die Architektur setzt um, was sich die Bürger in der Bürgerbeteiligung gewünscht haben: zeitgemäß und dennoch regionaltypisch. Ein ganzheitlicher Ansatz sorgt dabei für kluge Ressourcennutzung. Um vor allem Gemeindebürger als Bewohner anzusprechen gab es einen 4-wöchigen Vorverkaufszeitraum für Einheimische. Das Grundstück selbst wurde gegen Wohnungen getauscht, sodass der Eigentümer weiter mit dem Tannenhof verbunden bleibt.
Ziel
Der Tannenhof wurde auf dem brachliegenden Grundstück einer ehemaligen Kurklinik in der Ortsmitte errichtet. Erklärtes Ziel war, dass das Quartier ganz im Sinne der Baukultur eine Symbiose mit seiner Umgebung eingeht und Mehrwert für die gesamte Gemeinde bietet. Die Architektur sollte nicht nur zwischen der von großen Kubaturen geprägten Ortsmitte und der dahinter liegenden kleinteiligen Ortsstruktur vermitteln, sondern allem voran den Grundstein für eine gute Gemeinschaft legen. Deshalb setzten Bauherr und Gemeinde auf kooperatives Bauen und haben freiwillig eine Bürgerbeteiligung mit Ideen- und Planungswerkstatt und über 80 Teilnehmern initiiert. Daneben wurde Wert auf eine soziale Durchmischung, bedarfsgerechte Angebote für Senioren, Kinder und Vereine sowie Barrierefreiheit gelegt.
Herausforderungen
Das Quartier sollte den demographischen Herausforderungen lösungsorientiert begegnen. So konnte ein Bedarf an Wohnraum für dementiell veränderte Personen ermittelt werden, die nun in der ambulant betreuten Wohngemeinschaft einen Platz finden. Ebenso wurde mit der Errichtung eines zentral gelegenen Kindergartens mit 25 Kitaplätzen und 12 Krippenplätzen ein dringender Bedarf gedeckt. Der Wunsch nach einem Raum der Begegnung ohne Konsumzwang mündete in der Entwicklung des voll ausgestatteten und vom Bauherren subventionierten Bad Feilnbacher Wohnzimmers – zugleich eine ideale Ergänzung zu den vielen kleinen, barrierefreien Wohnungen. Durch die Hanglage des Grundstücks lag ein weiteres Augenmerk darauf, alle Wohnungen und Sondernutzungen barrierefrei zu erschließen.
Kooperationen
Das Quartier wurde in einer engen Kooperation mit den ehemaligen Grundstückseigentümern, der Gemeinde, der ortsansässigen Gundelstiftung und der Bad Feilnbacher Nachbarschaftshilfe entwickelt. In Verbindung mit der Bürgerbeteiligung entstanden so bedarfsgerechte Infrastrukturen für alle Generationen. Der Bauprozess konnte durch die Zusammenarbeit von Fachplanern und Handwerkern via Lean Site Management optimal gestaltet und so eine effiziente Planung sowie Durchführung der Baumaßnahmen sichergestellt werden. Um die Wertschöpfung in der Region zu halten wurde fast ausschließlich mit Handwerkern aus dem Landkreis Rosenheim zusammengearbeitet. Die Nahwärmeversorgung via Hackschnitzelkraftwerk entstand aus einer gemeinsamen Kooperation mit der Gemeinde sowie der MW Biomasse AG.
Mehrwert
Die Anliegen und Bedürfnisse der Bürger wurden von Beginn an berücksichtigt. Heute wird im Quartier vom Kleinkind bis zum Senior ein für alle wertvolles Miteinander gelebt. Der vom Bauherren gegründete Quartiersverein stärkt die Gemeinschaft innerhalb und die Integration des Quartiers im Ort. Mit hochwertigen Begegnungsflächen wie dem Bad Feilnbacher Wohnzimmer, Kindergarten, Spielplatz oder der ambulant betreuten Wohngemeinschaft wirkt der Tannenhof über seine Grenzen hinaus in den gesamten Ort. Die zentrale Verankerung der Nachbarschaftshilfe im Quartier stärkt zugleich die Idee, speziell Senioren zu ermöglichen möglichst lange in den eigenen vier Wänden leben zu können. Über das kommunale Wohnraumförderprogramm entstand zudem erschwinglicher Wohnraum für einkommensschwache Bürger.
Besonderheit
Die versiegelte Fläche im Ortszentrum wurde gelungen revitalisiert und neuer Lebensraum für alle Generationen geschaffen. Das Bad Feilnbacher Wohnzimmer hat sich zum zentralen Ort der Begegnung von Bewohnern, Bürgern, Vereinen oder der VHS für Spieleabende, Yogakurse, Vorlesestunden und mehr entwickelt. Einmal im Jahr kann es von den Bewohnern kostenlos gemietet werden. Die ‚Bibliothek der guten Dinge’ ist die lokale Perspektive auf die Ökonomie des Teilens und spart zugleich wertvollen Stauraum. Die gesamte Durchwegung im Quartier ist öffentlich zugänglich und wird mit Gemeinschaftsgarten sowie Ratschbankerln belebt. Tiefgarage und Carsharing lassen die Autos aus dem Quartier verschwinden. Bei der Begrünung stärken ca. 40 der für Bad Feilnbach typischen Obstbäume die regionale Identität.