Sedelhöfe Ulm

Nominierung / Reaktivierte Zentren

Beschreibung

Das Projekt ist der jüngste Teil einer umfangreichen Quartierserneuerung. Im Mittelpunkt der Sedelhöfe steht ein neuer öffentlicher Raum – der 2.000 m² große Albert-Einstein-Platz –, umrahmt von 4 Gebäuden, die auf einer Grundstücksflache von 10.400 m² die alltäglichen Bedürfnisse Arbeiten, Einkaufen, Wohnen, Gastronomie und Gesundheit auf kurzem Wege vereinen. Durch die Sedelhöfe entstand ein neues Tor zur Innenstadt – über den nach allen Seiten offenen Platz gelangen die Besucher:innen vom Bahnhof direkt in die Fußgängerzone, die wiederum zum Ulmer Münster führt. Unterschiedliche Fassaden, mit Naturstein oder Metall, umgeben den Platz und stützen die Idee eines lebendigen Stadtquartiers. Auf der oberen Ebene des zentralen Gebäudes gruppieren sich 112 Wohnungen um eine Gartenlandschaft.

Ziel

Ziel der Stadt Ulm war und ist es, das gesamte Bahnhofsumfeld städtebaulich neu zu organisieren. Das ist Teil einer langfristigen Planung, die vor circa 20 Jahren begonnen hat. Die Sedelhöfe sind ein wesentlicher Baustein, das Bahnhofsumfeld wieder stärker in die Stadt hereinzuholen und gewerblich mindergenutzte Flächen in eine dichte, gemischte Stadtstruktur zu verwandeln. Der städtebauliche Schwerpunkt definiert die Sedelhöfe als eine Erweiterung der Fußgängerzone, sodass man direkt vom Bahnhofsplatz kommend in die Sedelhöfe blicken und gehen kann. Die Betonung lag auf der Schaffung eines neuen Stadtbausteins: ein lebendiges Stadtquartier – mit einer Mischnutzung aus Büro, Handel, Gastronomie und innerstädtischem Wohnen –, das sich ins städtische Umfeld eingliedert.

Herausforderungen

Bei der Planung ergaben sich, nicht nur mit dem eigentlichen Grundstück, das in seiner Form und seinen Ausmaßen eine Herausforderung darstellte, weitere Parameter. Neben der städtebaulichen Integration war die Berücksichtigung verschiedener verkehrstechnischer Punkte gefordert: Zum einen musste eine Anbindung an den Ulmer Hauptbahnhof und das öffentliche Nahverkehrsnetz erfolgen. Mit der Eröffnung des Quartiers ist auch die unterirdische Bahnhofspassage zugänglich, die den Bahnhof mit den Sedelhöfen verbindet. Zum anderen wurde die Tiefgarage gegenüber der ursprünglichen Planung auf ca. 700 Stellplätze vergrößert, um weitere Parkmöglichkeiten in Bahnhofsnähe zur Verfügung zu stellen. Daraus ergaben sich weitere statische und planerische Herausforderungen, die erfolgreich gelöst wurden.

Kooperationen

Das Projekt ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen Ulmer Stadtentwicklungspolitik. Nach mehreren erfolglosen Anläufen für ein geschlossenes Shoppingcenter wurde ein Investorenwettbewerb für ein offenes Stadtquartier durchgeführt. Es ergab sich die Chance, mit Hilfe von Stadtreparatur, städtischer Veränderung bzw. urbaner Transformation wieder eine erkennbare Identität in dieses Viertel der Ulmer Innenstadt zu bekommen. Im diskursiven Verfahren mit den Projektbeteiligten – der Projektentwickler:innen DC Developments und DC Values, den Architekt:innen von caspar. und der Stadt Ulm mit ihren verschiedenen Gremien – wurde ein gemeinsames Konzept entwickelt. Die gute, kontinuierliche Zusammenarbeit ist und war Voraussetzung, dass alle von den Sedelhöfen profitieren.

Mehrwert

Anstelle des ursprünglich angedachten Einkaufszentrums hat sich die Stadt gemeinsam mit den Projektentwickler:innen und den Architekt:innen für ein simples Konzept entschieden: ein Stück Europäische Stadt. Die Inspiration liegt im Städtebau der klassischen Europäischen Stadt – nicht nur der Platz selbst hat eine Bedeutung, sondern auch die Wegebeziehungen, die zu ihm führen. Vorhandene Gassen werden angebunden, Sichtachsen zum Ulmer Münster geschaffen und Besucherströme gelenkt. Durch die vielfältigen Nutzungen entsteht Lebendigkeit, Menschen kommen zusammen. Augenscheinlich ist die große Aufenthaltsqualität des neuen Platzes mit einer Wasserfontäne im Zentrum.

Besonderheit

Es gibt einen wesentlichen Punkt, der aus den Sedelhöfen ein Quartier macht und sie von einer innerstädtischen Büro- und Einkaufsmeile unterscheidet. Der hohe Anteil von 112 Mietwohnungen stellt eine Durchmischung dar, die ansonsten in Innenstadtlagen seinesgleichen sucht. Das garantiert eine Belebung des Quartiers auch über die Abendstunden hinaus. Die Wohnungen befinden sich auf dem zentralen Gebäude 3 am Platz, angeordnet um einen 1.000 m² großen Innenhof mit Grünanlage und einem Spielplatz. Es wird in Ulm wahrscheinlich keine Wohnungen geben, die innerstädtischer sind, eine bessere Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr haben und dennoch so viel Ruhe bieten.