Beschreibung
Der Straßenzug Alter Wall befindet sich in Innenstadtlage direkt neben dem Hamburger Rathaus. Er umfasst die ehemalige Reichsbank-Hauptstelle, 1919 erbaut, sowie mehrere Kontorhäuser. gmp entwickelte ein städtebauliches Konzept für die Neuordnung des Quartiers und die Sanierung der unter Denkmalschutz stehenden Bauten. Der Block wurde unter Erhalt der historischen Substanz umgestaltet, denkmalgeschützte Fassaden wurden restauriert und so verändert, dass sich nun Ladengeschäfte und Restaurants ebenerdig präsentieren. Der Alte Wall wurde verkehrsberuhigt, eine neue Tiefgarage befreit ihn von parkenden Autos. Im Zentrum des Blocks entsteht die neue Bucerius-Passage. Durch sie führt der Weg über eine neue Fleetbrücke bis zum Neuen Wall – eine direkte Verbindung, die es bislang nicht gab.
Ziel
Früher herrschte am Alten Wall geschäftiges Leben. Seit Jahrzehnten fristete der Straßenzug jedoch als unattraktiver Verkehrsraum sein Dasein – ein Zustand, der weder der Bedeutung noch der Lage des Alten Walls im innersten Zentrum Hamburgs gerecht wurde. Erst der Erwerb des gesamten Baublocks durch den Immobilienentwickler im Jahr 2012 eröffnete die Chance, diesen einzigartigen zentralen Standort in ein lebendiges Stadtquartier zurückzuverwandeln. Ziel des Umbaus war, den Alten Wall wieder in einen belebten Boulevard zu verwandeln, die historische Bausubstanz instand zu setzen und die Kultur in den Mittelpunkt des Gebäudes zu rücken. Es entstand eine ausgewogene Synthese von restauriertem Baudenkmal, bildender Kunst im öffentlichen Raum, Büros, Restaurants und Geschäften.
Herausforderungen
Um zeitgemäße Nutzungsangebote zu entwickeln, war eine weitgehende Entkernung der im Laufe der Jahrzehnte und infolge von Bombenschäden verbauten Häuser 10-32 nötig. Die ehemalige Reichsbank steht vollständig unter Schutz. Die historische Substanz wurde aufwendig und in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz saniert. Auch lange verborgene Bauelemente wurden hierbei freigelegt. So fand sich im Foyer der Reichsbank ein vermauerter, reich mit Mosaiken verzierter Raum im Raum, der sich über vier Stockwerke erstreckt und unter einem Lichthof mit Glasdach abschließt – das Oktogon. Es war durch abgehängte Decken und eingezogene Wände verdeckt worden. Erst im Rahmen der Sanierung ist es wieder in seiner vollen Schönheit zutage gekommen und ist nun als Teil einer Ladenfläche öffentlich zugänglich.
Kooperationen
Das Quartier ist Teil des Business Improvement District (BID) Nikolai-Quartier, in dem der öffentliche Raum durch Mitwirkung aller Anrainer bürgerfreundlich aufgewertet wurde. Die Neugestaltung des Alten Walls ist hierfür ein Schlüsselprojekt. Am Anfang stand ein Gutachterverfahren mit fünf Architekturbüros. Der weitere Entwurfsprozess erfolgte in einem konstruktiven Dialog mit der Stadtplanung, dem Denkmalschutz, der Projektentwicklungsgesellschaft und den Architekt:innen. Zielkonflikte wurden geklärt, konträre Interessen abgewogen und ausgehandelte Kompromisse zu einer optimalen architektonischen Synthese vereint. Trotz teils unvorhergesehener Komplikationen und ungewöhnlicher baulicher Probleme war die Zusammenarbeit immer getragen von der Begeisterung für architektonische Qualität.
Mehrwert
Das Nikolai-Quartier hat eine für Hamburg sehr bedeutende Geschichte. Von dem Projekt profitiert neben der Bauherrschaft und den ansässigen Gewerbetreibenden auch die breite Öffentlichkeit. Der Stadtraum wurde aufgewertet, autofrei gestaltet, das Gastronomie- und Kulturangebot ausgebaut. Vom Innenhof des Rathauses kann man nun den Boulevard Alter Wall passieren und durch die neue Bucerius-Passage über die neue Marion-Gräfin-Dönhoff-Brücke hinweg bis in die westliche Innenstadt flanieren. Mit der Neuordnung fand der Dornröschenschlaf des Alten Walls ein Ende, aus einer historisch gewachsenen Vielfalt entstand eine neue Einheit. Die Sanierung ist mit LEED Platin zertifiziert. Damit wird die Weiterentwicklung des Bestehenden zu einem aktiven Beitrag für den Klima- und Ressourcenschutz.
Besonderheit
Ein so komplexes, vielschichtiges Projekt kann nicht nur mit routinierten Abläufen umgesetzt werden. Sowohl im Entwurf als auch in der bautechnischen Umsetzung mussten immer wieder individuelle und manchmal ungewöhnliche Lösungen gefunden werden. Verschiedenste fachlich Beteiligte waren gefordert, Ideen und Konzepte zu validieren und sorgfältig miteinander abzustimmen. Es entstand eine einzigartige Symbiose aus denkmalgerecht restaurierter Architektur und zeitgemäßer Nutzung, und eine besondere Kulisse für das städtische Leben in der Hamburger Innenstadt.