Westspitze Tübingen

Nominierung / Ökologische Wirklichkeit

Beschreibung

Der in Holz-Hybrid-Bauweise 7-geschossige Büro- und Gewerbeturm „Westspitze“ auf dem ehemaligen Güterbahnhof-Areal zählt zu den ersten Projekten dieser Größenordnung in Deutschland. Mit seinem Tragwerk in Holzbauweise und der integrierten und wartungsarmen Solarfassade ist das Gebäude besonders nachhaltig und ein kompaktes „Kraftwerk“. Die Fassade mit den neuartigen Dünnschicht-Photovoltaikpaneelen mit ihrem charakteristischen, bronzefarbenen Schimmer wurde in der gesamten Geometrie sehr genau auf die Anforderungen des Holz-Tragwerks abgestimmt. Insgesamt wurden ca. 1.100 m³ Massivholz von heimischen Fichten aus dem Nordschwarzwald und Oberschwaben verbaut. Stahl und Beton kamen nur sparsam zum Einsatz, um die Aussteifung des Gebäudes sicherzustellen.

Ziel

Die Westspitze Gewerbebau GmbH & Co. KG, an der die UmweltProjekt GmbH (eine Tochter der Umweltbank AG Nürnberg) und ca. 10 private Anleger beteiligt sind, wünschte sich ein Gebäude mit hohem ökologischem Anspruch. Gemeinsam mit dem Bauherrn entwickelten a+r Architekten die Zielsetzung, das Tragwerk zu einem möglichst großen Teil aus Holz zu errichten und energetisch den KfW-55-Standard einzuhalten. Weiterer Anspruch war, eine langlebige sowie wartungsarme Fassadenverkleidung mit integrierten Photovoltaikmodulen zu entwickeln, um auf innovative Weise regenerativen Strom zu erzeugen.

Herausforderungen

Zu Beginn der Planung stellten sich verschiedene Herausforderungen, angefangen beim Grundstück in Form eines schiefwinkligen Feldes. Um eine sichere Statik zu gewährleisten wurde ein Betonsockel mit dunkler Klinkerverblendung entworfen und ins Innere ein dreieckiger Kern aus Stahlbeton integriert, der das Treppenhaus und die Aufzüge in sich aufnimmt. Dieser „Kern“ sorgt für eine hinreichende Aussteifung und ermöglicht es, rechteckige Holz-Decken-Elemente anzuschließen. Auch die Fassadengestaltung erforderte eine innovative Lösung. Der Wunsch der Bauherrin war, die Photovoltaik-Elemente in die Fassade zu integrieren und diese zudem ästhetisch anspruchsvoll zu gestalten.

Kooperationen

Die Zusammenarbeit in diesem Projekt war von einer außergewöhnlich guten Partnerschaft zwischen Bauherrschaft und Architekt, aber auch im gesamten Planungsteam geprägt. Der hohe architektonische Anspruch des Bauherrn zur Umsetzung eines Holztragwerks und der Wunsch nach der Integration von Photovoltaikmodulen in der Fassade erforderte intensive Abstimmungen und innovative Ideen auf allen Seiten. Im Entwurfsprozess wurden Planungsansätze stets konstruktiv und kontrovers diskutiert und gemeinsam weiter entwickelt. Nur durch diese intensive und sehr kollegiale Zusammenarbeit konnte es gelingen, ein insgesamt stimmiges Gebäude mit komplizierten und gelungenen Ausführungsdetails, in technischer und gestalterischer Hinsicht, zu realisieren.

Mehrwert

Die Westspitze stellt den Auftakt zum großen neuen Stadtquartier Tübingens auf dem ehemaligen Güterbahnhof-Areals dar und steht in prominenter Lage am Übergang zur Innenstadt. Die subtil wahrnehmbare Photovoltaikfassade und das auf den zweiten Blick auch von außen erkennbare Holztragwerk passen gut zum ökologischen Anspruch der Tübinger Stadtgesellschaft, wodurch sich bereits viele Tübinger mit „ihrer“ Westspitze identifizieren. Der Veranstaltungssaal und die Gastronomie im EG steht allen Bürgern offen. Die Photovoltaik-Fassade wird von den Stadtwerken Tübingen betrieben, sodass auch der Ertrag an ökologischem Strom nicht nur den Nutzern der Westspitze, sondern auch allen Ökostrom-Kunden der Stadtwerke zu Gute kommt.

Besonderheit

Mit neuartigen Dünnschicht-Solarpaneelen ist es gelungen, eine energieerzeugende Fassade zu realisieren, ohne diese allzu technisch wirken zu lassen. Die farbig beschichteten PV-Elemente wurden in eine vorgehängte Fassade aus pulverbeschichteten Aluminiumblechen integriert und changieren farblich je nach Intensität und Richtung des Lichteinfalls. Dieser spezielle, bronzefarbene Schimmer verleiht dem Gebäude eine besondere Ausstrahlung. Zudem wurde das siebengeschossige Gebäude ab dem ersten Obergeschoss mit einem Holz-Hybrid-Tragwerk realisiert.