Beschreibung
Im Rahmen des Konzeptverfahrens Schöneberger Linse in Berlin ging der Zuschlag an eine Baugruppe, die ein Wohngebäude mit ingesamt 18 Eigentumswohnungen und geförderten Mietwohnungen sowie 2 kiezgebundenen Gewerbeeinheiten errichten ließ. 1 Gästewohnung mit gemeinschaftlicher Dachter- rasse ist im Staffelgeschoss untergebracht. Entsprechend des B-Plans sind im Projekt eine nachhaltige Holz-Beton-Hybridbauweise und der Energiestandard KfW 40 (EE) umgesetzt und die förderfähigen und die kiezfördernden Einheiten durch die Baugruppe mitfinanziert. Da sich Lebensumstände und Nut- zungen schnell ändern können, ist der kurzfristige, materialbewusste Umbau der Einheiten mitgedacht.
Ziel
Entgegen der üblichen Praxis wurde im Ausbauhaus Südkreuz der spätere Umbau bereits mit ein- geplant, um ein möglichst langlebiges Gebäude zu errichten. Die Materialien des in Holz-Beton-Hy- bridbauweise errichteten Gebäudes sind adäquat zum ihrem Lebenszyklus eingesetzt: Die dauerhafte Beton-Tragstruktur ermöglicht eine hohe Nutzungsflexibilität der überspannten Einheiten und schafft gute Bedingungen für den Brand- und Schallschutz. Die Fassade und der Innenausbau der Wohnungen wurden als kurzlebigster Teil des Hauses weitestgehend verbundstofffrei und mit nachwachsenden Bau- stoffen umgesetzt.
Herausforderungen
Je kurzlebiger die Bauteile des Gebäudes sind, desto eher müßen sie wiederverwertbar und desto einfacher sollten sie demontierbar sein. So gut es ging wurde der Innenausbau der Wohnungen als trockene und möglichst verbundstofffreie Konstruktion aus nachwachsenden Rohstoffen ausgeführt, also ohne das Verkleben und Verspachteln von Materialschichten. Bei Bedarf können einzelne Bauteile abgeschraubt, repariert oder auch ersetzt werden. Die Materialien des Innenausbaus werden sicht- und lösbar verschraubt, gelegt, gesteckt und können demontiert und an anderer Stelle neu eingesetzt werden. So wird zukünftig eine passgenaue Modernisierung und bei Rückbau eine sortenreine Trennung der Materialien möglich.
Kooperationen
Die Baugruppe Südkreuz 86 GbR hat im Konzeptverfahren Schöneberger Linse den Zuschlag erhalten. Nach dem Zuschlag hat der Planungsprozess partizipativ stattgefunden. Bereits im Konzeptverfahren wurden regelmäßige Treffen mit den Architekt:innen und der Projektsteuerung abgehalten. Während der Dauer der kooperativen Zusammenarbeit ist die Gruppe weiter angewachsen. Nicht vergebene Einheiten wurden von finanzkräftigen Mitgliedern vorfinanziert. Für die geteilten Flächen wurde eine gemeinsame Gestaltung erarbeitet.
Mehrwert
Die Idee des anpassbaren Ausbaus stellt unterschiedliche Nutzer:innen & Lebensbedingungen in den Mittelpunkt. Zwei Gewerbeeinheiten bieten Platz für ein Start-Up & ein Kiezwohnzimmer. Dadurch berei- chert das Ausbauhaus das Quartier und die Nachbarschaft. Die Gemeinschaft innerhalb der Baugruppe wird durch eine Gästewohnung, die Dachterrasse und Garten gefördert. Darüber hinaus ist durch die Bauweise gesichtert, dass das Gebäude in Zukunft flexibel für sich ändernde Bedarfe zur Verfügung steht.
Besonderheit
Die Konstruktion der Faßade und im Innenraum ist über Jahrzehnte gesehen auch die kostengünsti- gere Alternative zu Verbund-Konstruktionen. Alle verwendeten Bauteile sind im BIM-Modell erfasst und dokumentiert, um das Ausbauhaus Südkreuz als Materiallager wirksam zu machen und um auch Jahrzehnte später der beste Umgang mit Demontage und Wiederverwendung für jeden Baustoff ge- funden werden kann. Die Fassade ist rückbaubar durch verschraubte und gesteckte Materialschichten, für die Innenwände wurde eine trocken montierte Innenwand entwickelt und der Fußboden besteht aus weitestgehend unverbundenen Schichten.