Beschreibung
Das Paderquellgebiet ist ein naturnahes Gebiet in direkter Nähe zur denkmalgeprägten Kulturlandschaft Paderborns. Als „Nationales Projekt des Städtebaus“ umfasst die Neugestaltung eine Renaturierung der einzigartigen, innerstädtischen Quellen. Die Öffnung der Grünflächen und eine verbesserte Wegeführung fördern die Wahrnehmbarkeit und Nutzerfreundlichkeit in der Flusslandschaft. Ökologische Durchgängigkeit, Stadtklima und Biodiversität werden durch eine naturnahe Ausgestaltung gesichert. Große Bankelemente, ergänzte Baumgruppen sowie ein erweitertes Foyer werten den Paderhallen-Vorplatz auf. Der ehemalige Haxthausenhof, als städtischer Garten entwickelt, verweist durch Rasenmodellierungen auf den Standort der Villa Haxthausen und die geschichtlichen Hintergründe der Stadt.
Ziel
Das Freiraumkonzept hat zum Ziel, das in den Nachkriegsjahren parkartig gestaltete Paderquellgebiet mit ca. 200 sprudelnden Quellen aus ihrem mittlerweile in die Jahre gekommenen Nischendasein zu „befreien“ und mit der Flusslandschaft außerhalb des Stadtzentrums zu einer ganzheitlichen, zeitgemäßen und ökologisch zukunftsweisenden Flusslandschaft zu verbinden. Durch reduzierte und sehr bewusst eingesetzte Maßnahmen und Materialien vermittelt die Gestaltung zwischen den städtebaulich unterschiedlichen Eigenschaften der angrenzenden Bereiche sowie zwischen der noch ablesbaren Geschichte und dem Heute. Die Pader-Flusslandschaft wird damit als touristisches, kulturelles, stadtgeschichtliches und ökologisches Leitmotiv von der Innenstadt aus in die Landschaft hinein erhalten und entwickelt.
Herausforderungen
Brachliegende Grünanlagen und Grundstücke, ein unattraktiver Anlieferhof der Paderhalle, eine zu kleine und zu wenig repräsentative Vorfläche zur Paderhalle, begradigte Wasserläufe mit befestigten und schlecht zugänglichen Ufern sowie unattraktive Rad- und Fußgängerwege zeichneten in der Vergangenheit das Mittlere Paderquellgebiet aus. Für die Zukunft soll das Areal zu einem attraktiven Park und zentralen Naturraum in der Innenstadt von Paderborn neu entwickelt und mit den Wiesen entlang des Flusses außerhalb des Stadtzentrums verbunden werden. Der als Verbindungsglied noch fehlende Bereich war bisher durch einzelne Baukörper, Mauern und Einbauten aus unterschiedlichen historischen Zeiten bis zur Unkenntlichkeit überformt und machte keinerlei Angebote zum Aufenthalt.
Kooperationen
Die Zusammenarbeit zwischen den Wasserbauingenieuren, den Ökologen vom Fördermittelgeber (WSSR), der Stadt, den Anlieger*innen und Bürger*innen sowie uns als Freiraumplaner*innen hat allen Beteiligten eine Bereitschaft zum Zuhören, Lernen und Verstehen der Belange des Anderen abverlangt. Dabei musste der Blick auf das große Ganze allen Beteiligten immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden. Dieses Vorgehen und die Bereitschaft aller Beteiligten zum Dialog führten am Ende zu einem starken und abgewogenen Gesamtkonzept aller Planer und Gewerke.
Mehrwert
Aus einem sehr kleinteiligen, brachliegenden Bereich, der städtebaulich komplett verbaut war, wurde für die Einwohner*innen nach der Umgestaltung eine attraktive, zentrale Parkanlage und ein hochwertiger Naturraum. Die Renaturierung wirkt sich positiv auf das innerstädtische Stadtklima, die Biodiversität und die Wasserqualität aus. Bauliche Rückseiten wie die historischen Mühlen oder die Paderhalle wandeln sich zu attraktiven Vorderseiten. Mit dem Projekt zeigen sich erste wirtschaftliche Aktivitäten: So hat ein Café bereits die Chance ergriffen und bietet eine Terrasse mit Blick auf die Wasserlandschaft an. Die zentrale Lage, die unmittelbare Nähe zur Bau- und Kulturgeschichte der Stadt machen das Mittlere Paderquellgebiet zu einem neuen, touristischen Anziehungspunkt für Besucher*innen.
Besonderheit
Die Verknüpfung von ökologischen Ansprüchen mit städtebaulich relevanten Themen auf engem Raum, in direkter Nachbarschaft und zentraler Lage sind immer noch selten zu finden – obwohl erforderliche Klimaanpassungsmaßnahmen durch den Klimawandel zunehmen werden. Am Mittleren Paderquellgebiet als eine Art Vorreiter zeigt sich, wie mit relativ kleinen Eingriffen Nachhaltigkeit und eine positive Breitenwirkung erreicht werden kann. Die Stadt Paderborn hat mit ihrem konsequenten Vorgehen außerordentlichen politischen Mut bewiesen, zumal ganze Gebäude zugunsten einer klar ablesbaren Lösung abgerissen werden mussten. Das Projekt zeigt, wie mit einem sinnvollen, ganzheitlichen Konzept, mit Haltung und Dialogbereitschaft ein für das Gemeinwohl und die Stadt hervorragendes Ergebnis entstehen kann.