Beschreibung
Märkte übernehmen üblicherweise eine Verteilungs-, Versorgungs- und Koordinationsfunktion für Waren täglichen Bedarfs, insbesondere Lebensmittel. In unserem Sinne wird der Marktbegriff erweitert. Es geht nicht mehr nur um die Verteilung und Versorgung von Lebensmitteln, sondern von lebenswichtigen Gütern, und somit auch von Bildung. Der Grundgedanke des Konzepts liegt darin, die auf dem Gelände vorhandenen Materialien und Ressourcen nicht nur regional zu verteilen wie bisher, sondern einen unmittelbaren Mehrwert für die NutzerInnen, ArbeiterInnen, der Nachbarschaft und der Gesamtstadt zu schaffen. Die Ressourcen werden durch neu geschaffene Aktionsräume in vier Ressourcenketten eingebunden wodurch ein facettenreicher Marché Vital entsteht nach den Prinzipien des Informellen Urbanismus.
Ziel
Das Projekt zielt sowohl auf eine räumliche als auch soziale Verknüpfung dreier kontrastreicher Gebiete, die es zudem gilt, zu den angrenzenden Wohnsiedlungen zu öffnen. Bisher untergenutzte und nur zeitweise genutzte Flächen und Gebäude werden durch temporäre Nutzungen und Aktionen, die sich im weiteren Prozess verstetigen können, effizienter genutzt. Grün- und Freiräume werden durch Erhöhung der Zugänglichkeit und der dauerhaften Bespielung an Qualität gewinnen. Diese Projekte zielen insbesondere auf die Inklusion sozial Benachteiligter aus bildungsfernen Familien, denen eine aktive Teilhabe an Bildung, Arbeitswelt und Gesellschaft ermöglicht wird. Ein attraktiver Standort entsteht, der neben temporären Aktionen auch die Entwicklung gewerblicher Nutzungen und Wohnen zulässt.
Herausforderungen
Der Alte Großmarkt ist aktuell durch einen Mix unterschiedlichster Unternehmen und Gewerbe geprägt und weist an vielen Stellen einen schlechten Zustand auf: Straßen sind kaputt, das Gelände ist nicht beleuchtet, viele Ecken werden als Abstellflächen für alte Autos, Müll und Schrott genutzt, negative Schlagzeilen in der Presse kursieren. Der Neue Großmarkt im Osten gilt als Konkurrenz. Das Projekt versteht die Unternehmen auf dem Alten Großmarkt, den benachbarten Gebieten sowie den vorhandenen Materialien als bedeutsame Ressourcen und Qualitäten, die künftig genutzt werden, um aus dem Alten Großmarkt und den benachbarten Bildungs-,Dienstleistungs- und Forschungsunternehmen einen Marché Vital zu schaffen. Temporäre Aktionen und städtebauliche Maßnahmen werden das negative Image verbessern.
Besonderheit
Ressourcenketten stellen das Grundkonzept des Marché Vitals dar. Die auf dem Gebiet bereits vorhandenen Ressourcen [Schrott, Müll, Unternehmen, Wissen, Gebäude, Flächen] werden als Qualitäten verstanden und werden durch neu geschaffene informelle Aktionsräume in vier Ketten (materiell, immateriell, räumlich, biologisch) miteinander verflochten. Die Planung erfolgt vom Nutzer aus und geht auf die Bedürfnisse der Arbeiter, Anwohner und Unternehmen ein. Impulse werden gesetzt, Flächen effizienter genutzt, Synergien geschaffen. Die Entwicklung des Gebiets bleibt dabei grundsätzlich offen und flexibel. Das Funktionieren des Konzepts gelingt nur durch die Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen - der Stadt, der Unternehmen und der Stadtgemeinschaft - die sich im MARKTkollektiv wiederfinden.