Beschreibung
Aufgabe des Wettbewerb war es, das ehem. Grundschulareal mit ca. 100 WE für familiengerechten Wohnungsbau zu verdichten. Um den Wohnungsbau realisieren zu können, musste im Süden ein Lärmschutzriegel errichtet werden. In dem 6-geschossigen „Entertainment Haus“ ist AIDA und ein Gründerzentrum untergebracht. Der Mix von Hafen, Kultur und urbanen Wohnen auf St. Pauli ist über die Stadtgrenzen bekannt. Die bunt gemischte, multikulturelle Bevölkerung hat eine hohe Dichte und heterogene Bevölkerungsstruktur. Der Entwurf hat sich diese Vielfalt zum Konzept gemacht. Das familiäre Wohnen findet im Stadthaus im Geschosswohnungsbau und in der Baugruppe statt. Ein Gebäude mit geförderten Wohnungen für Senioren, im Quartier verteilte, kleine gewerbliche Einheiten durchmischen die städtische Struktur.
Ziel
Das völlig verlärmte, heterogene innerstädtische ehem. Schulgrundstück an der Schnittstelle zwischen Rotlicht- und bürgerlichen Wohnquartier sollte wieder ein attraktiver städtischer Ort werden. Während das Gebäude des AIDA Entertainment mit den drei Themenbereichen Tanz, Kostümbild und Musik als gewerblicher Schallschutzriegel einen eigenen Ausdruck findet, ordnet sich die Nachverdichtung in die denkmalgeschützte, historische Schul- und Wohnbebauung ein. Junge Familien mit Kindern, Senioren und Baugruppen sollen an dieser Schnittstelle ein attraktives Zuhause bekommen. Entstehen sollte ein Stück urbane Stadt, die sich mit der Vielfältigkeit der Nachbarschaft gut versteht. Die kleinen, in das Quartier eingestreuten Taschenparks, gestalten die unterschiedlichsten Freizeitqualitäten.
Herausforderungen
Schwierig war das Rotlichtquartier im Süden mit dem Wohnquartier im Norden zu verbinden. Für die Schnittstelle musste eine passende Nutzung gefunden werden (AIDA Entertainment) die beides nebeneinander ermöglicht. Im Quartier war die Durchmischung der unterschiedlichsten Wohnformen und Wohnvorstellungen durch unterschiedliche Vergaben eine wichtige Voraussetzung um die angestrebte Durchmischung umsetzen zu können. Das geförderte-, private-, miet- und Genossenschaftswohnen wird von Kreativwerkstätten, einer Turnhalle, einem Laden und mehreren kleinen Gewerbeeinheiten durchmischt. Die alten Bäume konnte durch kleine Plätze mit den unterschiedlichsten Qualitäten erhalten bleiben. Die Übergänge zur Kleinen- und Großen Freiheit sind sensibel. Es ist keine Gated-Community entstanden.
Kooperationen
Nach dem städtebaulichen Wettbewerb haben wir für den Gewerbe-Lärmschutzriegel einen geeigneten Nutzer gesucht. Durch unsere Kontakte zur Kreuzfahrtindustrie, die Zusammenarbeit mit der STEG (Sanierungs- und Entwicklungsträger), Aug. Prien (Bauuntern.) und dem Bezirksamt HH Mitte, wurden AIDA und ein Gründerzentrum gefunden für die wir in dem interdisziplinären Team aus Mietern, Bezirk, Bauunternehmen und Entwickler ein maßgeschneidertes Gebäude entwickelt haben. Die 2 Baufelder für den Wohnungsbau wurden in einer öffentlichen Ausschreibung an jeweils ein Mitglied des BNW und des VNW vergeben. Beide Bauherren haben während der gesamten Planungszeit mit dem Sanierungsbeirat St.Pauli, den Nachbarn, uns, und den unterschiedlichsten Behörden sehr eng und partnerschaftlich zusammen gearbeitet.
Mehrwert
Eine brach liegende innerstädtische Fläche mit drei denkmalgeschützten, leer stehenden Schulgebäuden wurde für St.Pauli als erweitertes Wohnquartier dazu gewonnen. Die undifferenzierte Schneise zwischen dem Vergnügungsviertel und dem bürgerlichen Wohnquartier, wurde urban mit familiengerechten Wohnungsbau und kiezaffinem Gewerbe geschlossen. Viele junge Familien haben St.Pauli verlassen, da im Viertel der entsprechende Raum für die Kinder fehlt. Mit dem Pestalozzi Quartier ist nicht nur durch die unterschiedlichsten familiengerechten Wohntypologien sondern auch durch die sehr differenzierte Außenraumgestaltung ein Ensemble entstanden, dass familiäres Wohnen in St. Pauli wieder attraktiv macht. St.Pauli und die bunte Mischung seiner Bewohner haben davon im ganz besonderen davon profitiert.
Besonderheit
Das Quartier besticht durch hohe bauliche, stadträumliche, gestalterische, soziale und freiräumlichen Qualitäten und fügt sich ganz selbstverständlich in das gewachsene, zum Teil denkmalgeschützte Umfeld ein. An einem problematischen, innerstädtischen Ort (Lärm, Drogen, Strich…), an der Schnittstelle von Rotlicht und bürgerlichen Wohnen, entstand ein Gewerbebau, der ein poetisches Abbild des Gebäudeinhaltes und der dort stattfindenden kreative Bewegungs-Prozesse ist. Das angrenzende Wohnquartier zeichnet sich durch die Mischung von Jung und Alt, Reich und Arm aus die in den differenzierten Freiräumen einen Mikrostadtraum findet. Das neue Wohnquartier öffnet sich über Plätzen, eine öffentlicher Turnhalle und Kleinegewerbe nach außen und ist schon nach kurzer Zeit in das Viertel integriert.