Münster Hauptbahnhof Ostseite

1. Platz / Urbanes Flächenrecycling

Beschreibung

Das Konzept des vertikalen Stadtquartiers stattet den multifunktionalen Bahnhofsneubau mit vielen urbanen Nutzungen aus. Gleichzeitig wird der Vorplatz als Teil eines hochwertigen Entrees zur Stadt neugestaltet. Die zwei Quartiere miteinander verbindende Klammerfunktion an der HBF-Ostseite ist Baustein eines ganzheitlichen Stadterneuerungskonzepts. EG und UG beheimaten öffentliche Nutzungen wie direkte Gleiszugänge, ein Fahrradparkhaus, einen Wertstoffhof sowie Handels- und Gastronomieangebote. In drei charakterbildenden Aufbauten mit je 5 Geschossen über einem nutzungsabgrenzenden, begehbaren Flugdach befinden sich ein Budget-Design-Hotel und ein Co-Living-Konzept mit Mikroapartements. Der funktionale Verkehrsknotenpunkt wird zum lebendigen Teil der Stadt und zur Visitenkarte Münsters.

Ziel

Der Bahnhof wird als Teil seines Quartiers verstanden und städtebauliche integriert, um einen Ent-wicklungsimpuls für das angrenzende Hansaviertel zu setzen. Die Nutzungsdurchmischung spricht die Nachbarn an und soll einen Mehrwert für das Viertel erzielen. Öffentlicher und privater Raum werden harmonisch abgrenzt. Als Musterbeispiel urbanen Flächenrecyclings wird eine vernachlässigte Brachfläche, die als Bahnhofsrückseite keiner geregelten Nutzung diente, zur schmucken zweiten Vorderseite. Ohne Verbrauch wertvoller Grünflächen entsteht ein pulsierendes Quartier, das mit urbanen Nutzungen Bewohner, Reisende und Pendler anspricht. Als städtebaulich attraktives Verbindungselement überwindet es die Trennung von Innenstadt und Hansaviertel und fördert die Potenzialentfaltung im gesamten Areal.

Herausforderungen

Als Folge städtebaulicher und strukturell-räumlicher Vernachlässigung entstanden mangelhafte Raumkonstellationen, die die durch Bahntrassen erzeugte Trennung städtischer Räume, insbesondere die Abgrenzung des Hansaviertels, noch verschärften. Die Herausforderung lag in der Auflösung dieses Mangels, der gleichzeitigen Integration bahnseitiger und städtischer Nutzungsanforderungen und der Herstellung eines städtebaulichen Lückenschlusses zwischen Innenstadt und Hansaviertel sowie dem neu entwickelten Hafen, dessen Mittelpunkt der Bremer Platz mit Parkanlage und der neu entstehende Vorplatz sind. Das von kadawittfeldarchitektur entworfene Gebäudeensemble nimmt die städtebauliche Umgebungsstruktur gut auf und wertet den Bremer Platz und die östliche Eingangssituation zum HBF erheblich auf.

Kooperationen

Das Wettbewerbsverfahren mit komplexen Vorgaben von bahnrelevanten und städtischen Nutzungen wurde seitens der Stadt Münster und der Deutschen Bahn als Architektur- und Investorenwettbewerb ausgelobt. Ein gutes Beispiel für eine enge Kooperation zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft. In professioneller Teamarbeit mit kadawittfeldarchitektur erarbeitete das Wettbewerbsteam der Landmarken AG mit Spezialisten aus verschiedenen Bereichen den ideenreichen Entwurf in anspruchsvoller Architektur und auf Basis eines nachhaltigen und robusten Konzepts. In enger Partnerschaft und Stadt und DB wurden und werden die zahlreichen komplexen Genehmigungs- und Abstimmungsprozesse bewältigt, die mit der Erstellung eines Bahnhofsgebäudes verbunden sind.

Mehrwert

Unser Konzept gibt dem Bremer Platz und dem Hansaviertel einen wichtigen Entwicklungsimpuls. Daraus ergab sich als nächster konsequenter Schritt die Neuaufwertung des Bremer Platzes als Quartiersplatz für die Bewohner. Das Viertel erhält ein neues Zentrum mit den Funktionen der Nahversorgung, Gastronomie und Treffpunkt mit neuem attraktivem Bürgerpark. Durch die höher gelegene parkähnliche Fläche ergibt sich eine neue Qualität nicht nur für den Bremer Platz, sondern das gesamte Hansaviertel. Gläserne Schallschutzwände schirmen das neue Quartiersherz von den Gleisen ab, kommen aber dem gesamten Viertel zugute und bedeuten eine erhöhte Lebensqualität. An der Mobilitätsdrehscheibe Hauptbahnhof wird das eigenständige Quartier auf der Ostseite das neue Zentrum im jüngsten Kiez Münsters.

Besonderheit

Zum einen entsteht ein durch die Privatwirtschaft (ÖPP) realisiertes Bahnhofsgebäude mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit und Qualität im Quartier über das Grundstück und die üblichen Funktionen eines Bahnhofs hinaus. Zum anderen hebt es sich ab durch ein robustes Konzept, das auch dem Wohnen Platz bietet und somit den Bahnhof langfristig 24 Stunden am Tag belebt und mit seiner Umgebung verzahnt. Die Idee der vertikalen Stadt mit hochfrequentierten Erdgeschossnutzungen als Verkehrsknotenpunkt und Wohn- und Hotelnutzungen in den Obergeschossen machen Leerstände unwahrscheinlich.