Partizipative Singer-Quartiersentwicklung Würselen

Bewerbung / kommunikative Stadtgestaltung

Beschreibung

Jeder guten städtebaulichen Lösung liegt ein Verständnis der Akteure mit ihren unterschiedlichen Ansichten zu Grunde. Deshalb wollen wir früh in den Austausch kommen und haben eine Beteiligungs-Toolbox mit vielen Kommunikationsmethoden entwickelt, um zielgruppenspezifisch wesentliche Anspruchsgruppen einbinden zu können. So z.B. beim Singer-Areal in Würselen. Hier umfasst das Konzept eine aus mehreren Bausteinen bestehende Kommunikationsstrategie: angefangen mit einer Befragung der direkten Nachbarschaft per Postkarte zum Jahresbeginn 2023, über den mehrmaligen, differenzierten Einsatz unserer mobilen Beteiligungsplattform wan·del·bar im Herbst, bis hin zu einem dialogisch aufgebauten Werkstattverfahren mit separater Kinder- und Jugendbeteiligung, das seit Dezember 2023 läuft.

Ziel

Nach gescheiterten Entwicklungsversuchen vorheriger Investoren wollen wir für dieses zentrale Stück Stadt einen konsensfähigen Entwurf finden. Mit den Mitteln des Dialogs und maximaler Transparenz soll auf dem 24.000 m² großen Areal ein Quartier entstehen, das neben Wohnen auch gewerbliche Nutzungen und eine Kita ermöglicht. Da viele lokale Akteure oft tragfähigere Ideen haben als externe Experten, sind wir in den Dialog mit der Stadtgesellschaft eingetreten. Die Einbindung der Menschen in den frühen Phasen, die besonders viel Handlungsspielraum ermöglicht, stellt sicher, dass im weiteren Verlauf, etwa im B-Planverfahren, grundsätzliche Themen hinterfragt werden und Geschwindigkeit ins Projekt kommt.

Herausforderungen

Beim Ankauf des Areals haben wir eine konfliktreiche Gemengelage vorgefunden. Mit seiner zentralen Lage zwischen Bahnhof- und Kaiserstraße ist es ein Kristallisationspunkt für die Stadtgesellschaft, bei dem viele verschiedene Belange zu berücksichtigen sind. Im Bemühen, die innerstädtische Brache zu beleben, gab es schon mehrere zuvor gescheiterte Planungsanläufe anderer Entwickler, die an unterschiedlichen Widerständen und Zielkonflikten gescheitert sind. Dabei wird neuer Wohnraum in Würselen dringend benötigt. Um nun eine signifikante Zahl an Wohnungen für alle Generationen realisieren zu können, suchen wir einen konsensfähigen und städtebaulich passenden Stadtbaustein, der auch wirklich umgesetzt werden kann. Dies kann nur im Rahmen eines transparenten Dialogprozesses geschehen.

Kooperationen

Mit der Stadt Würselen agieren wir partnerschaftlich, entscheiden gemeinsam und suchen nach einem Entwurf, der die verschiedensten Ansprüche berücksichtigt und umsetzbar ist. Das Büro ISR begleitet viele Bausteine, hat das kooperative Werkstattverfahren entwickelt und führt es durch. Die vier teilnehmenden Planungsteams im Werkstattverfahren gehen den Prozess mit und greifen Anregungen aus dem Dialog in ihren Konzepten auf. Die Kinder- und Jugendbeteiligung haben Landmarken, das Jugendamt und das Planungsamt der Stadt sowie ISR gemeinsam konzipiert und Hand in Hand umgesetzt. Ergänzende Beteiligungsformate sind im weiteren Prozessverlauf geplant, darunter auch ein Online-Dialog als niedrigschwelliges Angebot für Gruppen, die man vor Ort eher nicht erreicht.

Mehrwert

Von der Teilhabe-Möglichkeit profitiert die Stadtgesellschaft, da sie Einfluss nehmen kann und als Mitgestaltende oder Beobachtende live miterlebt, wie ein städtebaulicher Entwurf für das neue Herz der Stadt entsteht. Weil möglichst viele Zielgruppen profitieren sollen, haben wir einzelne Akteursgruppen ganz gezielt angesprochen und eingebunden, um ihre Sicht im Besonderen einzufangen. So wird sichergestellt, dass z. B. Gewerbetreibende, aber auch Kinder gehört werden, deren Anregungen in die Planung mit einfließen. Von den verschiedenen Sichtweisen der lokalen Experten profitiert die Planung, und schließlich profitieren auch wir als Entwickler, da ein Entwurf aus einem Konsens heraus entstanden ist und somit dank hoher Akzeptanz gute Aussichten auf Realisierung hat.

Besonderheit

Dieser Prozess geht weit über das formell Vorgeschriebene hinaus und erfüllt nicht nur die Wünsche und Vorschläge von Politik und Verwaltung, sondern setzt unsere langfristige Strategie um, als Investor und Bauherr ein gutes Verhältnis zu den Menschen vor Ort aufzubauen. Die Konsequenz, mit der verschiedene Zielgruppen eingebunden werden, ist außergewöhnlich. Wir haben eine umfassende Akteurs-Analyse erstellt und wenden auf dieser Basis nun verschiedene, darauf abgestimmte Werkzeuge aus dem großen Repertoire unserer Toolbox an, um für den Ort die beste Prozesslösung zu finden. Wir sind überzeugt, dass solch komplexe städtebaulichen Projekte nur im Dialog mit den wesentlichen Anspruchsgruppen gelingen. Diese laden wir aktiv ein, am Entwicklungsprozess teilzuhaben, damit alle profitieren.