Beschreibung
Gestaltungsgrundlage des 220 ha großen Grünzugs ist das Leitbild eines klaren Landschaftsparks mit extensiver Mitte und großartiger Weite sowie intensiveren Parkrändern mit kleinräumigen Qualitäten. Maßgebend sind werthaltige, robuste Freiraumstrukturen, keine aktuellen Moden – eine langfristige, geduldige Entwicklungsperspektive als Basis für neue Landschafts- und Parkatmosphären geprägt von Klimaanpassung und Biodiversität. Die besondere Dimension des Projektes liegt in der Entscheidung für eine großflächige Entsiegelung von ca. 81 ha und damit gegen eine bauliche Entwicklung des Areals und für die Schaffung eines Frischluftkorridors. Der Grünzug übernimmt eine klimatische Entlastungsfunktion für die Stadt. Zudem wird das Motiv der wassersensiblen Stadt angestrebt.
Ziel
Das Besondere und Vorbildhafte am Freiraumkonzept des neuen Grünzug Nordost innerhalb einer Stadtstruktur, ist die Gleichzeitigkeit und Gleichberechtigung einer naturnahen Landschaft mit all ihren positiven Effekten für Natur- und Wasserhaushalt, Biodiversität, Stadtklima und -ökologie, Biotopvernetzung und extensiver Landwirtschaft sowie das Bestehen eines attraktiven, qualitätvollen Bewegungs- und Naherholungsraumes für den Menschen. Dabei verzichtet der Entwurf nicht auf Gestaltung und Ästhetik, im Gegenteil, jedoch sieht er keine Notwendigkeit von Einzelleuchttürmen, basierend auf kurzfristigen Eventmoden. Das Konzept einer werthaltigen Stadtlandschaft - ein Pilotprojekt für andere Städte.
Herausforderungen
Eine innovative und zukunftsfähige Landschaftsarchitektur muss die ökologische Frage nicht nur mittels ästhetischer und ökologischer Argumente diskutieren, sondern auch als Frage der Gerechtigkeit, als offene nutzungsungebundene Zugänglichkeit von nicht codierten öffentlichen Räumen in der Landschaft. Unsere moderne Gesellschaft versucht ihre Probleme, auch in der Landschaftsarchitektur, mit stetiger Aufwandserhöhung zu lösen. Die Freizeit- und Sportbereichsgestaltung wird immer spezifischer und eventträchtiger, anstatt den Menschen Bewegungsräume im Landschafts- und Parkraum als multifunktionalen und atmosphärischen Mehrwert zu bieten. Neben Orten der Bewegung sind es vor allem auch für alle Mannheimer offene Orte der Entschleunigung und Entspannung, die von hoher Bedeutung sind.
Kooperationen
Das Zusammenlaufen aller Gewerke unter und deren zentrale Steuerung durch RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten ermöglichte die Entwicklung eines einheitlichen Konzepts sowie einer durchgängigen Gestaltung. Planungspartner: CDM Smith, Grüngestreift Landschaftsarchitektur, Björnsen Beratende Ingenieure GmbH, imagine sturcture GmBH, Harrer Ingenieure, HITZLER INGENIEURE, INFRA Plan GmbH, Irriproject, isa Ingenieure, RT-Consult GmbH, sbi Schneider Beratende Ingenieure für Elektrotechnik GmbH, S.W.E. Consult Gewerke: Becker GmbH, Böttinger Garten- und Landschafsbau, Gramenz Neubau, August Fichter GmbH, ESF Emsland Spiel- und Freizeitgeräte GmbH &Co. KG, KOMPAN, Attelier Kellner, X-MOVE GmbH, Michael Gärtner GmbH, REIF Bauunternehmung GmbH & Co. KG, Zehe Bau, Freimuth Abbruch & Recycling
Mehrwert
Dieser Landschaftspark ist nicht allein ein naturnaher Landschaftsraum. Viel mehr bedeutet seine Schaffung auch die neue Form einer kulturellen Leistung mit klaren landschaftsarchitektonischen Akzenten und Rahmensetzungen abseits der bisherigen klassischen Themen, wie die reine Repräsentation oder das Angebot an Freizeit- und Aufenthaltsqualitäten. Der Entwurf versucht auf den vorhandenen Strukturen und durch die „Umwertung“ bestehender Infrastrukturen langfristig eine ökologische Stadtlandschaft entstehen zu lassen.
Besonderheit
Es ist der geschaffene Freiraum, der in besonderer Radikalität die offene Weite für die Kaltluftschneise gewährleistet, dem Kampf gegen das Artensterben in seiner Qualität als Lebensraum dient und gleichzeitig den wichtigen grünen Freiraum im Hinblick auf Gesundheit und soziale Gerechtigkeit für die Menschen bietet. Seine unprätentiöse Einfachheit und nicht wahrnehmbare Gestaltung stehen im gewollten harten Kontrast zu der Erlebniswelt einer temporären Ausstellung, wie die Bundesgartenschau Mannheim 2023. Hervorzuheben ist das Wechselspiel zwischen intensiven und weiten extensiven Flächen, die den Belangen des Klimawandels, der Biodiversität sowie Flora und Fauna Platz geben.